Verbundenheit
Es sind immer die außergewöhnlichen Stunden und Situationen, die Gedanken und Erkenntnisse wie die folgenden in mir „nach oben“ befördern, greifbar und bewusst machen.
Und damit bin ich schon mitten im Thema, denn genau in diesen außergewöhnlichen Räumen fühle ich diese Verbundenheit, die ich hier meine.
Der Ausgangspunkt für dieses Thema waren Fragen aus einer schlaflosen Nacht, wieso so viele Menschen zwar gerne mit dem Partner, Freunden, überhaupt mit anderen Menschen zusammen sein wollen, doch nur so ungerne und selten mit sich selbst.
Wer ist schon gerne mit sich alleine – ohne beschäftigt zu sein (!), wer geht alleine ins Kino oder sitzt alleine in einem Café und fühlt sich dabei wirklich wohl -ganz allein nur mit sich selbst? Die meisten tun das lieber in netter Gesellschaft.
Doch wieso weichen wir der netten Gesellschaft mit uns selbst aus? Sind wir denn nicht nett? Oder langweilig? Oder abschreckend? Oder was?
Wenn wir alleine sind, also ohne andere Menschen, beschäftigen wir uns meistens mit etwas. Mit Arbeiten, mit Fernsehen, mit Lesen, mit Joggen, mit Wandern, mit …
Dabei sind wir überwiegend nicht „in Gesellschaft“, nicht in Kontakt mit uns selbst. Das ist, als wäre ich mit einem Freund im Café und würde Zeitung lesen.
Ich war viele Jahre sehr viel alleine, doch nicht im Kontakt mit mir.
Ich bin noch immer sehr viel alleine, doch bin ich dabei inzwischen meist in einem sehr tiefen Kontakt mit mir selbst, mit all diesen Anteilen in mir – wenn ich mir Zeit und Raum dafür nehme.
Vor allemfür diesen sehr alleine gelassenen kleinen Jungen in mir, für den ich inzwischen – überwiegend durch Schreiben – gut sorgen kann.
Ich merke den Kontakt mit ihm und das gute Sorgen für ihn am Gefühl von wohliger Geborgenheit und Verbundenheit in mir. Meist noch verbunden mit viel Lust auf kreatives Tun und einem Gefühl von Fülle und Liebe zum Leben und zu den Menschen.
Dieses Gefühl stellt sich aber nicht einfach so ein, es hat immer mit einem außergewöhnlichen Raum zu tun. Und der entsteht bei mir vor allem beim Schreiben – besonders gut in einem Café 🙂 In schlaflosen Nächten, in Krisenzeiten …
Ich bezeichne diesen außergewöhnlichen Raum als geistig-spirituell-energetischen Raum.
Ich liebe die Stunden des ALL EINS SEINS mit mir in diesem außergewöhnlichen Raum. Ich liebe den Teil in mir, den ich dabei – manchmal auch sehr schmerzvoll fühle. Diesen kleinen Jungen in mir. Ich fühle mich dadurch wirklich verbunden. Zuhause. Ich glaube, es ist dieser kleine Junge, der mir dieses unbeschreiblich schöne Gefühl vermittelt, dieses Gefühl von
Wärme, Geborgenheit und Weite
Wenn ich wirklich DA, verbunden mit ihm bin.
Letzten Sonntag bei der „Stillen Meditation“ hatte ich fast dasselbe Gefühl von Geborgenheit, Verbundenheit und Heimat. Es war dieser schöne und kraftvolle Raum der gemeinsamen, stillen Meditation, den wir jetzt schon seit fast einem Jahr gemeinsam erbauen und gestalten. Mit unserem DA SEIN.
Auch da sehe ich den außergewöhnliche Raum als Basis für dieses Gefühl von Verbundenheit.
Die Verbundenheit „kam irgendwie über die Mitte“, die bei uns ein kleiner Altar ist. Die Mitte scheint einen Zugang zu diesem außergewöhnlichen Raum zu ermöglichen, der sich weit weg anfühlt von dem Raum, in dem wir uns in unserem Alltagsbewusstsein aufhalten.
Der außergewöhnliche Raum fühlt sich sehr still, uralt, tief, seit Urzeiten unverändert, berührend, heilsam, Geborgenheit vermittelnd an.
Und ich hatte den Gedanken: das muss der Raum sein, in dem wir alle WIRKLICH miteinander verbunden sind. Also ganz real und nicht nur als gedankliches Konzept. Egal, welche Namen diesem Raum schon gegeben wurden.
Um diese Form der Verbundenheit leben und lieben zu lernen, müssen wir ihre Qualität erst einmal wieder erfahren, indem wir zu mehreren diesen Raum gemeinsam auftun, betreten und erleben.
Und dann können wir diese Qualität von Verbundenheit mehr und mehr in den Alltag zu übertragen lernen. Ich glaube, dass die Stammes – Menschen der Urzeitdaskonnten, weil sie es entsprechend praktizierten – integriert in ihren Alltag.
Unser Alltagsbewusstsein gibt uns jedoch überwiegend nur ein sehr oberflächliches Erleben und Empfinden von Verbundenheit. Oft fühlen wir eher das Gegenteil davon: Isolation, Trennung, Einsamkeit … Das, was wir als Kinder oft real erlebt haben.
Das lässt uns im Alltag oft wie bedürftige Kinder im Außen nach Liebe, Anerkennung und Zugehörigkeit suchen. Wir brauchen etwas, wollen bekommen, erleben uns bedürftig. Doch ist das das Privileg der Kinder.
Und woher sollten wir etwas bekommen, wenn jeder braucht und keiner gibt? Woher, wenn nicht an ersterStellevon uns SELBST?
Das WESENtliche des Erwachsenen ist der tiefe Wunsch, zu GEBEN!
Und das muss er zuerst bei sich selbst. Um seine eigenen Defizite und Verletzungenzu heilen.Dann kann er später auch bei anderen geben.
Undwird das gerne tun, weil es seine wahre Natur als Erwachsener ist.
Ich glaube, unser aller Zugehörigkeit gründet letztlich auf der Verbundenheit in dem oben beschriebenen geistig-spirituell-energetischen Raum.
Um ihn zu erreichen, muss ich erst im Kontakt mit mir selbst sein, in meiner Mitte, die letztlich auch die Mitte aller anderen im Kreis ist.
Daher mag ich es auch so gerne, im Kreis mit anderen zu sein:
Im Kreis sind alle über die Mitte miteinander verbunden!
Soweit sie mit ihrer eigenen Mitte verbunden sind.
Fast jedes mal, wenn ich mit anderen einen Kreis über unsere Hände schließe, bekomme ich zumindest eine Ahnung der Tiefe dessen, was ich mit Verbundenheit meine. Es ist kein romantisches, aus kindlichem Mangel geborenes Konzept, sondern ein sehr realistischer Teil unseres Menschseins. Ein Wesenszug der sozialen Spezies Mensch, um es bio – logisch zu beschreiben.
In der Oberflächlichkeit des Alltags werden wir Verbundenheit in ihrer wahren Tiefe nur ausnahmsweise erleben.
Und ich glaube nicht, dass der alleinige Wunsch nach Verbundenheit ausreichen wird, um uns wirklich wieder so zu fühlen: verbunden, angebunden, eingebunden.
ZUHAUSE.
Es braucht dafür Zeit und außergewöhnliche Räume, die wir uns selbst wieder zu nehmen und zu gestalten lernen müssen.
Es braucht also eine Entscheidung dafür und ein gewisses Maß an Energie und Durchhaltevermögen.
Menschen, die so weit sind.
Reden ist Silber SEIN ist Gold
Gleich mal vorweggenommen: ich kann Reden wie ein Wasserfall, ich liebe Wortspiele, ich provoziere gerne mit Worten und so mancher Zeitgenosse tut sich mit meiner Art, Worte zu benutzen, schwer.
Und ich mag es auch sehr, wenn jemand frei und lebendig aus seinem Bauch heraus einfach drauflosredet, „wie ihm der Schnabel gewachsen ist“.
Und doch würde ich manchmal gerne in einer Welt leben, in der Menschen noch keine Worte hatten.
Die Fähigkeit zu Reden, ist für mich Fluch und Segen zugleich.
Der Segen liegt für mich v.a. in der Möglichkeit, mehr und mehr differenzieren zu können. Für mich alleine, in meiner Arbeit, im Kontakt mit Menschen. Da, wo es auf Exaktheit ankommt, ist Sprache wirklich super. Wissenschaft ohne Sprache wäre undenkbar.
Der Fluch liegt für mich in dem extrem hohen Potenzial an „Missverständnissen“ und an Manipulation durch Sprache. Also in ihrer Wirkung als (emotional wirkender) AUSLÖSER von Kommunikationsstörungen und als Druckmittel, nicht als Mittel zur Kommunikation.
Inwieweit die Sprache als soziales Kommunikationsmittel wirklich förderlich und geeignet ist, betrachte ich immer noch mit großer Skepsis.
Ich meine das Folgende nicht als absolut, sondern beobachte es einfach sehr oft in der Öffentlichkeit und auch bei mir selbst.
Die einen Reden immer das Gleiche, völlig Bedeutungsloses, Oberflächliches, es findet aus meiner Sicht überhaupt keine wirkliche Kommunikation, keine Begegnung statt, nur ein „sich ergießen“ in abwechselnden Monologen. Die Menschen sitzen zusammen, doch was TUN und TEILEN sie da wirklich?
Ich will da jetzt nicht einem gewissen Maß an (natürlichem?) Small Talk seine Bedeutung als „Ouvertüre“ für eine tiefere Begegnung absprechen.
Wir benutzen Worte dabei im Grund erst einmal für das Gegenteil von Kommunikation: es ist eher ein sich gegenseitig „abchecken“, man vermeidet damit erst mal eine wirkliche Begegnung.
Und nur zu oft bleibt es bei der Ouvertüre. Nach meinen Beobachtungen.
Man füllt dabei im Grunde nur den „unbekannten Raum“ zwischen sich und dem anderen mit Worten auf, um keine unangenehme oder unter Umständen gefährliche Stille aufkommen zu lassen.
Die anderen manipulieren mit Worten, sie wissen um die Wirkung ihrer Worte, weil sie genauer auf die Reaktion ihrer Mitmenschen hinsehen und Menschen damit mehr oder weniger dazu bringen, dass zu tun, was sie, die „Wort-Werkzeug-Nutzer“ möchten. Sie missbrauchen die „Macht des Wortes“.
Auch Therapie stellt eine Form von „Wort-Werkzeug-Nutzung“ dar, ich nenne es hier nur nicht Manipulation, weil das Ziel Begleitung und Unterstützung des Gegenübers ist und nicht das Herausziehen von Vorteilen für sich selbst. Die Gefahr dazu besteht aber auch in der Therapie ganz real.
Weitere benutzen die Worte von anderen, um sich ständig verletzt, ungeliebt, abgeschoben und sonst wie „missverstanden zu fühlen“. Um keine Selbstverantwortung übernehmen zu müssen.
Wieder andere benutzen Worte tatsächlich nicht mehr nur als eben auch missbräuchlich genutztes Werkzeug, sondern schon direkt als Waffe: um dem anderen Angst ein zu flössen, ihn unter Druck zu setzen, ihn einzuschüchtern, ihn „fertig zu machen“.
Kinder leiden darunter in besonderem Maß. Sie können sich zu null Prozent dagegen wehren.
Ich beobachte und erlebe also in der Nutzung der Sprache – was den sozialen und emotionalen Bereich anbelangt – bisher mehr ihre Wirkung als „Kommunikations-Störungs-Mittel“ und „Begegnungs-Vermeidungs-Mittel“, als dass ich sie als Kommunikations- und Kontaktmittel empfinde.
So bin ich immer wieder sehr gespalten, was Worte und Sprache anbelangt.
In der letzten Stillen Meditation „erhielt“ ich dann ein Bild, eine Idee:
Reden ist Silber
In vielen Bereichen ist und bleibt Sprache einfach unentbehrlich, auch in meiner Arbeit.
Dies würde ich als die männliche Qualität für Entwicklung bezeichnen. Sie ist eher digital, exakt, technisch. Für Technik, Forschung und für „gezielte Informationsübertragung“ bestens geeignet.
SEIN ist Gold
Wenn es um Begegnung, um Emotionalität, um innere Prozesse, um Verletzlichkeiten, um (kindliche) Strategien und Muster, um Vermeidung, um Ängste … geht, sobald also Emotionen und Gefühle mit hineinspielen, hilft die Sprache oft nicht nur nicht mehr weiter, sie verhindert und vermeidet sogar Wachstum, weil sie „Raum für Heilungspotenzial“ sehr leicht und schnell zerstören kann. Sie ist hier regelrecht „kontraindiziert“.
Hier geht es nur noch um´s einfach DA sein, um SEIN.
Dies würde ich als weibliche Qualität für Wachstum, Heilung und Begegnung bezeichnen.
Dass Sprache auch einen für emotionales Wachstum sehr förderlichen „weiblichen Anteil“ haben kann und Nichtreden auch in Form von Totschweigen seine Schattenseiten, bleibt davon unberührt.
Dann wäre nach diesem „Modell“ jetzt nur noch die Fähigkeit zu erlernen, das jeweils Richtige zum passenden Zeitpunkt wählen zu können.
Daran werde ich arbeiten 🙂
Hässlichkeit
Schon beim Lesen oder Aussprechen dieses Wortes ist man versucht, lieber in Abstand zu gehen.
Wer beschäftigt sich schon gerne mit Hässlichkeit?! Nicht von ungefähr steckt HASS in diesem Wort.
Was ist „Hässlichkeit“?
Hässlichkeit beschreibt etwas, womit Kontakt zu haben wir lieber meiden, etwas Abstoßendes, vielleicht „Ekliges“, Abgelehntes … etwas, was wir vielleicht auch hassen, weil es uns etwas zeigt, was wir nicht sehen wollen. Also etwas zu Hassendes?!
Äußere „Schönheit“ und „Hässlichkeit“ in der Gesellschaft
In einer so „schönen“ Welt, wie sie uns die Medien ständig vorgaukelt, ist Hässlichkeit der Grausamkeit der „Inquisition der modernen Gesellschaft“ gnadenlos ausgeliefert. „Hässliche“ sind Ausgestoßene, „man ist schön“ bei uns.
Wohlgemerkt geht es in den Medien dabei um „äußere Schönheit“, die bestimmten Idealen entspricht und um „äußere Hässlichkeit“ – die diesen Idealen zuwiderläuft. Ideale unterliegen Modetrends und haben keine Beständigkeit, keine ursprünglich menschlich-natürliche Realität.
Sie sind Kopf-Konstrukte raffinierter Werbestrategen, die mit den (verletzten) Gefühlen der Menschen spielen, um einen erhöhten Umsatz zu erreichen.
Ich spreche hier von einer ganz anderen Hässlichkeit:
der Hässlichkeit, die wir durch unser Verhalten im Laufe unseres Lebens selbst erzeugen.
Es ist dies keine nach äußeren Kriterien unbedingt sichtbare „Hässlichkeit“ und auch keine, die wir grundsätzlich schon von Geburt an „mit im Rucksack dabei“ hätten (sieht man von Reinkarnation einmal ab), sondern die Hässlichkeit, die sich erst im Laufe der Zeit aus nicht geheilten seelischen Verletzungen der Vergangenheit (v.a. der Kindheit) und den daraus selbst erzeugten „Schmerz-Vermeidungs-Programmen“ und Verhaltensweisen herausbildet.
Hinter jeder Hässlichkeit versteckt sich eine natürliche Schönheit
Als ich ein Bild für diesen Artikel suchte, wurde mir klar, wie schwer dieses Wort für mich mit einem Bild so widerzugeben ist, dass es nicht einfach nur die oberflächliche Bedeutung des Wortes darstellt, sondern v.a. die Hässlichkeit in unseren Verhaltensweisen, in dem, was wir TUN.
Es kamen nach langem Suchen nur noch die Bilder in Frage, die etwas ursprünglich Schönes zeigten, das „hässlich“ geworden war: dadurch, dass „es gestorben“ war, das „etwas“ gestorben war, verunstaltet, missbraucht, das Natürliche, das Lebendige …
Ich wurde bei meinen Bildern nicht fündig (wollte wohl das Hässliche nicht in der Sammlung haben), doch wurde mir bei meinen Überlegungen klar, dass hinter jeder „Hässlichkeit“ eine ehemalige (natürliche) „Schönheit“ stecken muss, sonst – ohne eine Vergleichsmöglichkeit zu „Schönheit“ – würde man nicht „Hässlichkeit empfinden“ können.
Auch wurde mir klar, dass man, um überhaupt „Hässlichkeit empfinden“ zu können, die ursprüngliche Schönheit des „Hässlichen“ – zumindest unbewusst – kennen muss.
Nochmal zur Wiederholung: ich meine hier das Hässliche und Schöne im Verhalten von Menschen, nicht ihr äußeres Erscheinungsbild. In diesem können sich allerdings innere Schönheit und Hässlichkeit eines Menschen spiegeln!
Und es wurde mir klar, dass ich mich aktiv auf die Suche nach der ursprünglichen Schönheit hinter der Hässlichkeit meiner eigenen Verhaltensweisen begeben kann!!
Als hässlich empfinde ich,
wenn etwas, was in seiner Art und Weise, in seinem Verhalten natürlich schön war (und „in der Tiefe“ noch immer ist), durch die Einwirkung von Menschen hässlich gemacht wurde, indem es seiner Ursprünglichkeit, „Unschuld“, Natürlichkeit und natürlichen Lebendigkeit beraubt wurde.
Wieder schöner werden
Wie ein gesunder Baum im Lauf der Jahre immer schöner wird, immer reicher Blüten und Früchte trägt, sollte auch ein Mensch beim Älterwerden schöner und „fruchtbringender“ werden.
Dazu muss ich mir meiner angeeigneten, oft noch sehr unbewussten Hässlichkeit im Verhalten bewusst werden und mich ihr stellen. Es braucht SEHR viel Mut, um seiner eigenen Hässlichkeit in Form hässlicher Verhaltensweisen in die Augen sehen zu können. Es widerstrebt dem Anspruch, „schön“ sein zu müssen, um nicht Ausgestoßener zu werden.
Wenn man nun schon äußeren Schönheitsidealen entsprechen muss, um etwas wert zu sein unddazugehören zu dürfen, kann man noch schwerer den Mut aufbringen, sich seinen „inneren Hässlichkeiten“ zu stellen.
Es ist wichtig zu Erkennen, dass diese inzwischen hässlich gewordenen Verhaltensweisen oder deren „Weiterentwicklung“ (überwiegend) Relikte aus der Kindheit sind, die damals eine notwendige seelische Anpassungsstrategie („Notlösung“) für das Kind waren. Die einem jedoch jetzt als erwachsenem Menschen völlig im Wege stehen, folgt man blind ihren „Programmen“.
Wie es anders gehen könnte?
– die Hässlichkeit im eigenen Verhalten sehen ohne mich dafür zu verurteilen, ohne mich darin (gedanklich-emotional) zu verlieren und ohne dieses Verhaltensprogramm blind auszuagieren (Hilfe von anderen Menschen annehmen, nicht alleine damit bleiben)
– die Verhaltensweise(n) solange beobachten, bis ich erkenne, wo ich als Kind dieses Verhalten als Schutz erlernte und brauchte
– in Kontakt mit diesem Kind gehen („Arbeit mit dem Inneren Kind“) und lernen, für es unmittelbar zu sorgen, sodass es das entsprechende (unbewusste) Schutzverhalten langsam ablegen kann
– niemals aufgeben:-) In dem Wissen, dass es fließende Wachstumsprozesse sind, bei denen es natürlicherweise auf und ab geht und die Schönheit“kaum merklich-schleichend“ kommt …
🙂
Der Beobachter
Durch Lesen und nachdenken angeregt, stellte ich mir heute schon früh am Morgen auf meinem Balkon bei einer Tasse Kaffe die Frage:
Was passiert, wenn ich JEDE Situation meines Lebens tatsächlich nicht mehr bewerte, sei ich es nun gewohnt, sie als „schmerzlich“ oder „glückselig“, als „leicht“ oder „schwer“, als „freudig“ oder „ärgerlich“ zu bezeichnen… wenn ich mir nichts mehr wünsche, aufhöre, zu wollen… wenn ich mein Leben nur noch betrachte und ihm „folge“?!
Da spürte ich plötzlich eine unheimliche Neugier darauf, „mich“ wirklich kennen zulernen, mein WESEN, den, DER ICH BIN.
„Die Wellen kommen und gehen, doch das Meer bleibt“,
las ich in einem Buch.
Wir sind es gewohnt, uns auf das Auf und Ab der Wellen zu konzentrieren und dies ständig zu bewerten. Geht´s bergauf, bezeichnen wir uns als „glücklich“, geht´s nach unten, „fühlen“ wir uns schrecklich.
Dabei übersehen wir völlig, was „hinter“ den Wellen ist:
das Meer, der Ursprung, unser WESEN
Ja, jenseits all dieser konditionierten Bewertungen, Erwartungen, Vorstellungen und Wünsche, gibt es etwas in mir, das unveränderlich ist:
Das Meer in mir
Und das möchte ich gerne kennen lernen.
Da wurde mir schlagartig bewusst, dass ich das ja schon seit Jahren lerne:
zu BEOBACHTEN
In meinen ökologischen Arbeiten draußen in freier Natur.
Immer wieder entdeckte ich ein neues Tier und mir wurde schnell klar:
will ich es wirklich kennen lernen, lernen wie es lebt, wie sein Leben wirklich ist, gibt es nur eine Möglichkeit:
ich muss es beobachten!
Ohne von ihm wahrgenommen zu werden! Ohne es also durch mein TUN, mein WOLLEN, mein EINGREIFEN zu beeinflussen. Und das TUE ich unweigerlich, sobald ich mehr tue, als EINFACH NUR DA ZU SEIN!
Dann verfälsche und verzerre ich sofort die „wahre Natur“ dieses Tieres und ich kann es nicht wirklich kennen lernen.
Wie spannend!!!
Erkenne ich die Wellen als Ausdruck äußerer Einflüsse wie z.B. Wind, kann ich trotz all der Wellen dahinter das Meer deutlich erkennen! Ich darf mich nur von den Wellen nicht ablenken lassen. Sie nur weiter intensiv und geduldig beobachten, ohne sie verändern zu wollen.
Des weiteren wurde mir klar:
um das wirklich umsetzen zu können, brauche ich etwas, was nicht so meine Stärke ist:
AKZEPTANZ
Hab ich obiges Wissen – wenn es denn nun wirklich „Wahrheit“ ist – akzeptiert, erübrigt sich auch die Geduld.
Von der ich ebenfalls nicht allzu viel besitze.
So übe ich mich weiter in Akzeptanz, und…
…. beobachte
Das Leid der Kinder ist unser Leid
Erst mal vorneweg:
Ich schreibe diesen Artikel nicht aus einer inneren Haltung von Anklage, Angriff („Krieg der Geschlechter“, siehe unten), Schulddenken, Verzweiflung oder Moral heraus.
Sondern angeregt durch ein Gedicht, das mich sehr tief berührt und bewegt hat. Von einem Mann, den ich kürzlich auf einer Männerinitiation kennen gelernt habe, Frieder Gutscher.
Ich schreibe diesen Artikel aus einer inneren Haltung von Selbstbetroffenheit, Mitgefühl, Bewusstmachung, Hoffnung und Entschiedenheit… aus einem Gefühl von „Es ist an der Zeit“ heraus.
Meine subjektiven Lebenserfahrungen als Basis.
Mit „Männer“ und „Frauen“ meine ich unten die überwiegend übernommenen Rollen und Verhaltensweisen (hier speziell die „unerlösten“, also zerstörerischen) der Geschlechter, also Schwerpunkte und Tendenzen von „Mann“ und „Frau“.
In dem Bewusstsein, dass Männer sich auch „weiblich“, und Frauen sich auch „männlich“ verhalten (im konstruktiven UND zerstörerischen Sinn!).
Primär geht es mir um den Unterschied zwischen „ERWACHSENEN“ und KINDERN.
Die Geschlechterrollen ändern nur die Art und Weise unseres destruktiven Verhaltens als scheinbar „er-wachsene“ Menschen, die wir eben NICHT MEHR KINDER sind!
Hier das Gedicht.
Es bringt das Dilemma, das Leid unserer Kinder, der aus Fleisch und Blut und auch der Inneren Kinder, so fühlbar ans Licht, wie kein anderes, das ich kenne:
ZER – RISSEN – HEIT
Was Du auch tust
es ist falsch
Wie Du dich auch entscheidest
es ist falsch entschieden
Welchen Platz Du auch einnimmst
es ist der falsche Platz
denn Du bist falsch
Du bist nicht in Ordnung
Du bist fehl am Platz
Du bist zuviel
So vernahm es das kleine Kind
und wusste keine Ausweg
außer dem stillen Rückzug
in sich selbst hinein
Lieber Nichtstun als etwas tun
denn etwas tun bedeutet
das Falsche tun
aber Nichtstun ist auch falsch
Nichts ist richtig
Als Nichts bist Du richtig
Solange Du etwas bist
bist Du verkehrt
bist Du nicht in Ordnung
bist Du fehl am Platz
bist Du zuviel
So vernahm es das kleine Kind
und baute sich seine eigene Welt auf
wo es einen Platz hat
um der Wirklichkeit zu entfliehn
dem Dilemma
Da zu sein
Frieder Gutscher
~
Die Erhalter und Beschützer dieser Welt, die Männer, zerstören das ihnen Anvertraute:
Menschen, Lebensräume mit ihren Tieren und Pflanzen, Länder, die Erde, die materielle Schöpfung.
Das geschieht sehr offensichtlich.
Die Träger der Kinder und der Gefühle, die Frauen, zerstören das von Natur aus stark in ihrer Obhut liegende: die Liebe, das Vertrauen, die seelisch – emotionale Schöpfung.
Dies geschieht sehr subtil und dem Bewusstsein der meisten Menschen völlig verborgen.
Männer missbrauchen ihre körperliche Macht, Frauen ihre seelisch – emotionale.
Wir „Erwachsenen“, Männer wie Frauen, zerstören das Geschenk der Kinder an uns:
Frieden und Liebe
Die Geschenke der Kinder aus Fleisch und Blut und die der Inneren Kinder.
So zerstören wir selbst unsere größte Chance auf Wachstum und Heilung.
Es sind nicht wir „Erwachsenen“ die Leid – tragenden, denn wir tragen unser Leid nicht wirklich!
Es sind die Kinder, denen wir UNSER Leid über – tragen und SIE es für uns tragen lassen.
Sie haben nicht die Macht, das zu verändern, sind ohne Macht, ohnmächtig.
Das macht Frieders Gedicht so sehr spürbar.
Wir „Erwachsene“ aber sind mächtig. Sehr mächtig. Mächtig zu zerstören. Das Geschehen in der Welt zeigt es.
Und mächtig, zu heilen. Jeder erlebt es – meist noch sehr im Kleinen – immer wieder mal.
Unsere Kinder kommen völlig friedlich und liebend in unsere Welt. Uns Frieden und Liebe zu schenken. Wir zerstören beides aus unserem Leid heraus. Und sehnen uns doch so sehr danach. Wie einst, als wir diese Kinder selbst waren und auch jetzt noch, wo wir sie als „Innere Kinder“ noch immer in uns tragen.
So leben wir wie unbedarfte Kinder, obwohl wir längst reif an Jahren sind.
Einst waren wir Kinder, und dachten wie Kinder. Jetzt sind wir „erwachsen“… und leben in weiten Bereichen doch noch als Kinder. Sind also unserem Kindsein nicht wirklich er – wachsen.
Das kann nicht hilfreich sein.
Wir können nicht wirklich er – wachsen, wenn wir unser Leid nicht selbst zu tragen beginnen. Und die Verantwortung der ERWACHSENEN.
Wenn wir den Platz der ERWACHSENEN nicht einnehmen.
Jeder auf seine ganz subjektive, männliche und weibliche Art und Weise.
Denn die Kinder von heute, denen wir unser Leid übertragen, sind die nicht wirklich Erwachsenen von morgen, die ihr Leid wiederum an ihre Kinder weitergeben….
Das Leid unserer Kinder ist UNSER Leid. Und nur wir als mächtige ERWACHSENE sind in der Lage, das zu ändern.
Indem wir unser Leid wieder ganz und gar zu uns nehmen. Hindurch gehen und daraus – heiler – wieder hervorgehen. Er – wachsen.
Und frei werden.
Und uns dabei von dem natürlichen Frieden und der Liebe der Kinder berühren und helfen lassen.
Das ist mein Wunsch und mein Ziel.