Verbundenheit im Kreis

Es sind immer die außergewöhnlichen Stunden und Situationen, die Gedanken und Erkenntnisse wie die folgenden in mir „nach oben“ befördern, greifbar und bewusst machen.

Und damit bin ich schon mitten im Thema, denn genau in diesen außergewöhnlichen Räumen fühle ich diese Verbundenheit, die ich hier meine.

Der Ausgangspunkt für dieses Thema waren Fragen aus einer schlaflosen Nacht, wieso so viele Menschen zwar gerne mit dem Partner, Freunden, überhaupt mit anderen Menschen zusammen sein wollen, doch nur so ungerne und selten mit sich selbst.

Wer ist schon gerne mit sich alleine – ohne beschäftigt zu sein (!), wer geht alleine ins Kino oder sitzt alleine in einem Café und fühlt sich dabei wirklich wohl -ganz allein nur mit sich selbst? Die meisten tun das lieber in netter Gesellschaft.

Doch wieso weichen wir der netten Gesellschaft mit uns selbst aus? Sind wir denn nicht nett? Oder langweilig? Oder abschreckend? Oder was?

Wenn wir alleine sind, also ohne andere Menschen, beschäftigen wir uns meistens mit etwas. Mit Arbeiten, mit Fernsehen, mit Lesen, mit Joggen, mit Wandern, mit …
Dabei sind wir überwiegend nicht „in Gesellschaft“, nicht in Kontakt mit uns selbst. Das ist, als wäre ich mit einem Freund im Café und würde Zeitung lesen.

Ich war viele Jahre sehr viel alleine, doch nicht im Kontakt mit mir.
Ich bin noch immer sehr viel alleine, doch bin ich dabei inzwischen meist in einem sehr tiefen Kontakt mit mir selbst, mit all diesen Anteilen in mir – wenn ich mir Zeit und Raum dafür nehme.
Vor allemfür diesen sehr alleine gelassenen kleinen Jungen in mir, für den ich inzwischen – überwiegend durch Schreiben – gut sorgen kann.
Ich merke den Kontakt mit ihm und das gute Sorgen für ihn am Gefühl von wohliger Geborgenheit und Verbundenheit in mir. Meist noch verbunden mit viel Lust auf kreatives Tun und einem Gefühl von Fülle und Liebe zum Leben und zu den Menschen.

Dieses Gefühl stellt sich aber nicht einfach so ein, es hat immer mit einem außergewöhnlichen Raum zu tun. Und der entsteht bei mir vor allem beim Schreiben – besonders gut in einem Café 🙂 In schlaflosen Nächten, in Krisenzeiten …
Ich bezeichne diesen außergewöhnlichen Raum als geistig-spirituell-energetischen Raum.

Ich liebe die Stunden des ALL EINS SEINS mit mir in diesem außergewöhnlichen Raum. Ich liebe den Teil in mir, den ich dabei – manchmal auch sehr schmerzvoll fühle. Diesen kleinen Jungen in mir. Ich fühle mich dadurch wirklich verbunden. Zuhause. Ich glaube, es ist dieser kleine Junge, der mir dieses unbeschreiblich schöne Gefühl vermittelt, dieses Gefühl von

Wärme, Geborgenheit und Weite

Wärme, Geborgenheit, Weite

Wenn ich wirklich DA, verbunden mit ihm bin.

Letzten Sonntag bei der „Stillen Meditation“ hatte ich fast dasselbe Gefühl von Geborgenheit, Verbundenheit und Heimat. Es war dieser schöne und kraftvolle Raum der gemeinsamen, stillen Meditation, den wir jetzt schon seit fast einem Jahr gemeinsam erbauen und gestalten. Mit unserem DA SEIN.

Auch da sehe ich den außergewöhnliche Raum als Basis für dieses Gefühl von Verbundenheit.
Die Verbundenheit „kam irgendwie über die Mitte“, die bei uns ein kleiner Altar ist. Die Mitte scheint einen Zugang zu diesem außergewöhnlichen Raum zu ermöglichen, der sich weit weg anfühlt von dem Raum, in dem wir uns in unserem Alltagsbewusstsein aufhalten.
Der außergewöhnliche Raum fühlt sich sehr still, uralt, tief, seit Urzeiten unverändert, berührend, heilsam, Geborgenheit vermittelnd an.

Und ich hatte den Gedanken: das muss der Raum sein, in dem wir alle WIRKLICH miteinander verbunden sind. Also ganz real und nicht nur als gedankliches Konzept. Egal, welche Namen diesem Raum schon gegeben wurden.

Um diese Form der Verbundenheit leben und lieben zu lernen, müssen wir ihre Qualität erst einmal wieder erfahren, indem wir zu mehreren diesen Raum gemeinsam auftun, betreten und erleben.
Und dann können wir diese Qualität von Verbundenheit mehr und mehr in den Alltag zu übertragen lernen. Ich glaube, dass die Stammes – Menschen der Urzeitdaskonnten, weil sie es entsprechend praktizierten – integriert in ihren Alltag.

Unser Alltagsbewusstsein gibt uns jedoch überwiegend nur ein sehr oberflächliches Erleben und Empfinden von Verbundenheit. Oft fühlen wir eher das Gegenteil davon: Isolation, Trennung, Einsamkeit … Das, was wir als Kinder oft real erlebt haben.
Das lässt uns im Alltag oft wie bedürftige Kinder im Außen nach Liebe, Anerkennung und Zugehörigkeit suchen. Wir brauchen etwas, wollen bekommen, erleben uns bedürftig. Doch ist das das Privileg der Kinder.
Und woher sollten wir etwas bekommen, wenn jeder braucht und keiner gibt? Woher, wenn nicht an ersterStellevon uns SELBST?

Das WESENtliche des Erwachsenen ist der tiefe Wunsch, zu GEBEN!

Und das muss er zuerst bei sich selbst. Um seine eigenen Defizite und Verletzungenzu heilen.Dann kann er später auch bei anderen geben.
Undwird das gerne tun, weil es seine wahre Natur als Erwachsener ist.

Ich glaube, unser aller Zugehörigkeit gründet letztlich auf der Verbundenheit in dem oben beschriebenen geistig-spirituell-energetischen Raum.
Um ihn zu erreichen, muss ich erst im Kontakt mit mir selbst sein, in meiner Mitte, die letztlich auch die Mitte aller anderen im Kreis ist.
Daher mag ich es auch so gerne, im Kreis mit anderen zu sein:

Im Kreis sind alle über die Mitte miteinander verbunden!

Soweit sie mit ihrer eigenen Mitte verbunden sind.

Fast jedes mal, wenn ich mit anderen einen Kreis über unsere Hände schließe, bekomme ich zumindest eine Ahnung der Tiefe dessen, was ich mit Verbundenheit meine. Es ist kein romantisches, aus kindlichem Mangel geborenes Konzept, sondern ein sehr realistischer Teil unseres Menschseins. Ein Wesenszug der sozialen Spezies Mensch, um es bio – logisch zu beschreiben.

In der Oberflächlichkeit des Alltags werden wir Verbundenheit in ihrer wahren Tiefe nur ausnahmsweise erleben.
Und ich glaube nicht, dass der alleinige Wunsch nach Verbundenheit ausreichen wird, um uns wirklich wieder so zu fühlen: verbunden, angebunden, eingebunden.

ZUHAUSE.

Es braucht dafür Zeit und außergewöhnliche Räume, die wir uns selbst wieder zu nehmen und zu gestalten lernen müssen.
Es braucht also eine Entscheidung dafür und ein gewisses Maß an Energie und Durchhaltevermögen.
Menschen, die so weit sind.