Erst mal vorneweg:
Ich schreibe diesen Artikel nicht aus einer inneren Haltung von Anklage, Angriff („Krieg der Geschlechter“, siehe unten), Schulddenken, Verzweiflung oder Moral heraus.

Sondern angeregt durch ein Gedicht, das mich sehr tief berührt und bewegt hat. Von einem Mann, den ich kürzlich auf einer Männerinitiation kennen gelernt habe, Frieder Gutscher.

Ich schreibe diesen Artikel aus einer inneren Haltung von Selbstbetroffenheit, Mitgefühl, Bewusstmachung, Hoffnung und Entschiedenheit… aus einem Gefühl von „Es ist an der Zeit“ heraus.
Meine subjektiven Lebenserfahrungen als Basis.

Mit „Männer“ und „Frauen“ meine ich unten die überwiegend übernommenen Rollen und Verhaltensweisen (hier speziell die „unerlösten“, also zerstörerischen) der Geschlechter, also Schwerpunkte und Tendenzen von „Mann“ und „Frau“.
In dem Bewusstsein, dass Männer sich auch „weiblich“, und Frauen sich auch „männlich“ verhalten (im konstruktiven UND zerstörerischen Sinn!).
Primär geht es mir um den Unterschied zwischen „ERWACHSENEN“ und KINDERN.
Die Geschlechterrollen ändern nur die Art und Weise unseres destruktiven Verhaltens als scheinbar „er-wachsene“ Menschen, die wir eben NICHT MEHR KINDER sind!

Hier das Gedicht.
Es bringt das Dilemma, das Leid unserer Kinder, der aus Fleisch und Blut und auch der Inneren Kinder, so fühlbar ans Licht, wie kein anderes, das ich kenne:

ZER – RISSEN – HEIT

Zerissenheit

 

Was Du auch tust
es ist falsch
Wie Du dich auch entscheidest
es ist falsch entschieden
Welchen Platz Du auch einnimmst
es ist der falsche Platz
denn Du bist falsch
Du bist nicht in Ordnung
Du bist fehl am Platz
Du bist zuviel
So vernahm es das kleine Kind
und wusste keine Ausweg
außer dem stillen Rückzug
in sich selbst hinein

Lieber Nichtstun als etwas tun
denn etwas tun bedeutet
das Falsche tun
aber Nichtstun ist auch falsch
Nichts ist richtig
Als Nichts bist Du richtig
Solange Du etwas bist
bist Du verkehrt
bist Du nicht in Ordnung
bist Du fehl am Platz
bist Du zuviel
So vernahm es das kleine Kind
und baute sich seine eigene Welt auf
wo es einen Platz hat
um der Wirklichkeit zu entfliehn
dem Dilemma
Da zu sein

Frieder Gutscher

~

Die Erhalter und Beschützer dieser Welt, die Männer, zerstören das ihnen Anvertraute:
Menschen, Lebensräume mit ihren Tieren und Pflanzen, Länder, die Erde, die materielle Schöpfung.
Das geschieht sehr offensichtlich.

Die Träger der Kinder und der Gefühle, die Frauen, zerstören das von Natur aus stark in ihrer Obhut liegende: die Liebe, das Vertrauen, die seelisch – emotionale Schöpfung.
Dies geschieht sehr subtil und dem Bewusstsein der meisten Menschen völlig verborgen.

Männer missbrauchen ihre körperliche Macht, Frauen ihre seelisch – emotionale.

Wir „Erwachsenen“, Männer wie Frauen, zerstören das Geschenk der Kinder an uns:

Frieden und Liebe

Die Geschenke der Kinder aus Fleisch und Blut und die der Inneren Kinder.

So zerstören wir selbst unsere größte Chance auf Wachstum und Heilung.

Es sind nicht wir „Erwachsenen“ die Leid – tragenden, denn wir tragen unser Leid nicht wirklich!

Das Leid der Kinder

Es sind die Kinder, denen wir UNSER Leid über – tragen und SIE es für uns tragen lassen.

Sie haben nicht die Macht, das zu verändern, sind ohne Macht, ohnmächtig.
Das macht Frieders Gedicht so sehr spürbar.

Wir „Erwachsene“ aber sind mächtig. Sehr mächtig. Mächtig zu zerstören. Das Geschehen in der Welt zeigt es.
Und mächtig, zu heilen. Jeder erlebt es – meist noch sehr im Kleinen – immer wieder mal.

Unsere Kinder kommen völlig friedlich und liebend in unsere Welt. Uns Frieden und Liebe zu schenken. Wir zerstören beides aus unserem Leid heraus. Und sehnen uns doch so sehr danach. Wie einst, als wir diese Kinder selbst waren und auch jetzt noch, wo wir sie als „Innere Kinder“ noch immer in uns tragen.

So leben wir wie unbedarfte Kinder, obwohl wir längst reif an Jahren sind.

Einst waren wir Kinder, und dachten wie Kinder. Jetzt sind wir „erwachsen“… und leben in weiten Bereichen doch noch als Kinder. Sind also unserem Kindsein nicht wirklich er – wachsen.

Das kann nicht hilfreich sein.

Wir können nicht wirklich er – wachsen, wenn wir unser Leid nicht selbst zu tragen beginnen. Und die Verantwortung der ERWACHSENEN.

Platz der Erwachsenen

Wenn wir den Platz der ERWACHSENEN nicht einnehmen.

Jeder auf seine ganz subjektive, männliche und weibliche Art und Weise.


Denn die Kinder von heute, denen wir unser Leid übertragen, sind die nicht wirklich Erwachsenen von morgen, die ihr Leid wiederum an ihre Kinder weitergeben….

Das Leid unserer Kinder ist UNSER Leid. Und nur wir als mächtige ERWACHSENE sind in der Lage, das zu ändern.

Indem wir unser Leid wieder ganz und gar zu uns nehmen. Hindurch gehen und daraus – heiler – wieder hervorgehen. Er – wachsen.

Frei

Und frei werden.

Und uns dabei von dem natürlichen Frieden und der Liebe der Kinder berühren und helfen lassen.

Liebe und Frieden

Das ist mein Wunsch und mein Ziel.