Immer wieder stellt sich bei der Arbeit mit dem IK die Frage:
Wie erkenne ich mein Inneres Kind (IK) im Alltag?

Neben den angenehmen „Erscheinungsformen“ des (unverletzten)IK wie Kreativität, Spontaneität, Neugier undFreude, die einem meist gar nicht so stark auffallen (weil angenehm), gibt es da so einige eher „unangenehme Seiten“ des (verletzten) IK, die zwar sehr stark in ihren Auswirkungen sind und eigentlich leicht wahrgenommen werden könnten, bei denen wir jedoch gar nicht auf die Idee kommen, sie könnten von unserem IK stammen.

Einige davon sind unsere ganz tiefen Ängste, Verzweiflung, Resignation und Hoffnungslosigkeit.
Diese Gefühle sind oft so stark, dass wir gar nicht mehr realisieren, dass es da in uns auch noch einen Erwachsenenanteil gibt, der ganz real für das IK, das diesen starken Gefühlen ausgesetzt ist, sorgen könnte. Wir sind oft wie „ferngesteuert“ von diesen starken Bewegungen in uns.
Da wir gar nicht erst auf die Idee kommen, da könnte „nur“ ein Kindteil in uns aktiv sein, identifizieren wir uns voll und ganz mit diesem leidenden Kindteil und seinen Gefühlen und werden gleichsam zu diesem Kind. Das kann selbst nicht erkennen, dass es nicht mehr hilflos wäre, würde der Erwachsene ihm zu Hilfe eilen. Es erlebt sich in seiner als Kind real erlebten Hilflosigkeit wieder.
Der Erwachsene könnte es tatsächlich aus seiner Hilflosigkeit retten, wenn er etwas Abstand zu diesen oft sehr starken Gefühlen halten, diese Gefühle als die seines IK identifizieren und somit für es sorgen könnte. Kann er aber nicht, wenn ihn die Gefühle zu stark überfluten.

Stellen Sie sich vor, sie würden als Vater oder Mutter so bei Ihrem Kind aus Fleisch und Blut reagieren:
Hätte es sich weh getan, Sie würden schmerzlich mitweinen. Würde es zitternd aus einem Alptraum aufwachen, sie würden voller Angst mitzittern. Würde es aus Angst vor einem großen Hund schreien, sie würden zutiefst geängstigt mitschreien. Würde es in Resignation bei schlechten Noten versinken, sie würden den Kopf tief hängen lassen. Würde es sich völlig einsam und verlassen fühlen, sie würden in tiefe Depressionen fallen. Würde es handlungsunfähig vor einer Situation stehen, sie würden hilflos daneben stehen.
Sie wären so ihrem Kind keine Hilfe, da Sie sich nicht von ihm und seinen Gefühlen unterscheiden könnten und somit in die Hilflosigkeit des Kindes sinken und als Vater oder Mutter völlig ausfallen würden..
Das passiert Gott sei Dank bei den realen Kindern nicht so sehr, doch sind auch hier solche „Ausfalltendenzen“ festzustellen.

Bei unseren IK ist dies jedoch an der Tagesordnung: wir können uns als erwachsene, gereifte Menschen oft nicht mehr von re-aktivierten Gefühlen unserer Kindheit zumindest ein wenig distanzieren und so auch kein IK erkennen. Denn wir sind zu ihm geworden und im Schmerz und in der Unbewusstheit des Kindes verloren gegangen. Manchmal helfen da nur noch andere Menschen im Außen, die uns voller Verständnis liebevoll „auf der Kindebene versorgen“, bis wir wieder unterscheiden und unser IK als Erwachsene selbst in die Arme schließen können.

Wesentlich für das Erkennen und damit die Annahme unseres IK ist also, dass wir die Tatsache unserer Verletzungen in der Kindheit und die Existenz aller daraus resultierenden „unangenehmen Gefühle“ akzeptieren können.
So sind wir unserem IK in Krisenzeiten, wenn´s also weh tut, unangenehm wird, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sich breit machen, so nah, wie sonst selten. Genau das sind die Phasen, wo wir besonders lernen können, es zu erkennen und für es da zu sein. Will ich aber keine“unangenehmen“ Gefühle haben, ist es, als lehnte ich mein IK ab und kann es so auch unmöglich erkennen, geschweige denn für es sorgen.
Dochdas sollten wir, am besten im Besten im täglichen Austausch,auch „bevor´s brennt“.

Also, halten Sie sich ganz besonders in Krisenzeiten „selbst die Stange“! Gerade hier zeigt sich Ihr IK und braucht besonders viel Verständnis, Wärme, Liebe, Zuwendung. Vermeiden Sie besonders in Krisenzeiten Abwertungen, Druck, Grobheiten (auch in Ihren Worten!)und Leistungsanforderung Ihnen selbst gegenüber (das sollten Sie natürlich immer tun!). Denn das IK erlebt seine tiefsten Ängste noch einmal und möchte endlich gesehen, angenommen und geliebt werden. Von IHNEN! Dem ERWACHSENEN! Sie können sich ausnahmsweise ja auch mal einen „Babysitter“ holen, wenn´s Ihnen gar zuviel wird, das wird Ihnen Ihr IK nicht verübeln :-)!

Es ist wahrlich eine sehr große Herausforderung, dem IK in Krisenprozessen wirklich gerecht zu werden. Der Lohn dafür ist ein lebensfrohes, kreatives und begeisterungsfähiges IK.

Kindlicher Co-Therapeut

Ich wünsche jedem viel Geduld, Liebe und Erfolg bei der Selbstannahme seines IK, vor allem da, wo´s weh tut!