Schon immer waren Kopfschmerzen bis hin zu Migräne etwas, womit ich meist keinen rechten Umgang fand, obwohl ich wusste, dass sie v.a. psychosomatischer Natur waren. Ich litt (und leide auch heute noch manchmal) sehr darunter. Tabletten wollte ich meist nicht. Ich wollte verstehen, „was der Schmerz von mir wollte“.

So hatte ich auch heute wieder mal – ausgelöst wohl durch Nackenverspannungen – starke Migräne und wusste nicht, wohin mit mir und den heftigen Schmerzen.
Ich entschied zu tun, was ich zzt. oft tue: ich ging in „mein Cafe“ und schrieb. Der Nacken verkrampfte grausam, die Augen tränten, der Kopf pochte, sogar das Ohr tat weh.
Manchmal hatte ich regelrechte Hitzeschübe, als hätte ich Fieber und würde verbrennen.
Der Schmerz packte mich mit eiserner Faust im Nacken, er war „unerträglich“. Doch ich ertrug ihn wie immer.

Ich versuchte immer zu verstehen, was ich denn durch diesen Schmerz verstehen sollte, die „Botschaft dahinter“, so auch diesmal. Und ich machte mir all die Ängste bewusst, die mir grad durch diese Schmerzen hochkamen. Es waren Mengen.
Sie hatten mich schon fast „aufgefressen“. Damit verbunden fühlte ich nur noch Negatives in mir.
Ich mobilisierte meine ganze Entschiedenheit, machte mir meine momentane Lebenssituation klar und versuchte, einen Zusammenhang herzustellen.

Und ich bat um Hilfe.

Ich schrieb lange weiter, setzte mich damit auseinander.

Dann verstand ich, es machte regelrecht „klick“:
es war das Wort „unerträglich“, das mich plötzlich verstehen liess, dass das Leben mich so unter Schmerz setzt, mich so „gaga“ macht, mich regelrecht im Schmerz verbrennt, dass ich eben nicht mehr ertragen KANN und loslassen MUSS. Nicht indem ich Schmerztabletten nehme, sondern indem ich den Schmerz ausdrücke, ihm nachgebe und herausfinde, wozu mich dieser Schmerz drängt.
Bereits nach dieser Erkenntnis lies der Schmerz nach. Ich war echt verblüfft und dankbar, so unmittelbar hatte ich es noch nie erlebt. Ich war wieder „in mir zuhause“ und die meisten Ängste waren wie „nie vorher wirklich da gewesen“, einfach weg! Krass!

Ich fragte mich, was für Vorgänge denn da in meinem Innersten ablaufen, dass so schnelle Wechsel möglich waren. Doch wichtiger als das intellektuelle Verstehen war mir die Tatsache des nachlassenden Schmerzes.

Und mir wurde plötzlich kristallklar, so als hätte jemand die „Tür zur Inneren Einsicht“ geöffnet, dass der Schmerz nicht mein Feind ist, den ich (mit Medikamenten) bekämpfen und besiegen muss, sondern mein unbestechlicher, in seiner Konsequenz manchmal grausam wirkender „Innerer Entwicklungshelfer“.

Und dass diese Entwicklung passiert, indem ich dem Schmerz FOLGE!!!

Dass ich ohne ihn keine wirkliche Entwicklung in den Bereichen, in denen innereVerletzungen und daraus entstandene Wachstumswiderstände mich zurückhalten , machen könnte.
Er lässt mich einfach nicht los, nicht alleine.
Er hat eine Funktion zu erfüllen. Wie ein Organ, ohne dessen Funktion Leben oder seine Entwicklung nicht möglich wäre.

Ist seine Funktion erfüllt, bin ich ihm also dahin gefolgt, wohin er mich bringen sollte, kann der Schmerz sich wieder zurückziehen. Genau das konnte ich heute so deutlich erleben.
Er führte mich so deutlich „nach Hause“, zu mir selbst, dass mein Blickwinkel auf ihn sich noch einmal stark verändert hat.

Ja, der Schmerz ist wahrlich ein strenger Lehrer, seine Feuer brennen heiß.

Je heftiger die Verletzungen in uns, umso stärker die Widerstände gegen Entwicklung und umso heftiger irgendwann die seelischen und/oder körperlichen „Feuer des Schmerzes“, die uns im Grunde aber nur den Weg weisen wollen.

Und ich konnte es spüren:
so hart diese Schmerzen sein und für wie unmenschlich wir sie auch erklären mögen, letztlich entspringen sie doch dem Lebensprinzip des Lebens: der LIEBE!
Denn sie will reife und glückliche Menschen.

Wir sind soweit von für Menschen natürlichen Lebensbedingungen abgekommen, dass diese LEBENSLIEBE oft groteske und entsprechend heftige Formen annehmen muss, um uns den Weg nach Hause zu weisen.
So heftig, wie wir Menscheneben mit uns selbst und anderen, v.a. auch mit Kindern real umgehen. Man braucht nicht einmal die Zeitung aufzuschlagen, es reichen Beobachtungen im Alltag, auf der Straße, in der Arbeit, zuhause, bei sich selbst…. und man weiß, dass dem so ist.

So habe ich heute den Schmerz zum ersten mal nicht besiegt und bin ihm auch nicht hilflos erlegen, sondern ich bin ihm gefolgt, bewusst durch seine Feuer gegangen.

Und ich hab verstanden:
Schmerz ist keine Strafe für verfehltes Leben, sondern die Antwort des Lebens darauf , wie weit wir uns von uns selbst und dem Leben entfernt haben. Er ist EIN Ausdruck der Liebe. So anders es auch scheinen mag.

Der Schmerz versucht uns immer wieder dahin zu bringen, wo wir eigentlich alle hinwollen: zu uns selbst, „nach Hause“.

Und er steht für eine unglaublich starke Entwicklungs – Energie, die „will“ und es uns ermöglicht, dass wir wieder „nach Hause“ kommen können, wenn wir ihr folgen. Tun wir das nicht, erzeugt diese Energie eine innere Blockade und führt so zu seelischem und/oder körperlichem Schmerz.

Schmerz und auch Angst sind also primär Ausdruck von Lebens – Energie, die von uns aber meist nicht dahin gerichtet wird, wohin sie von Natur aus tendiert und somit schmerzhafte Energieblockaden in uns erzeugt.

So habe ich heute erleben dürfen, wie Schmerz tatsächlich völlig anders, nämlich als Energie verstanden und „eingesetzt“ werden kann und war über die spontane Wirkung völlig erstaunt, erfreut und dankbar.

Im Feuer des Schmerzes 2

Ich wünsche uns allen den Mut, uns von der Feuerenergie des Schmerzes erfassen zu lassen und sie immer mehr als Entwicklungshilfe erleben zu können.