Gestern trommelte ich in einer Schule mit den Schülern, zwei Stunden ohne Unterbrechung. Es machte einen Riesenspaß. Ich erlebte die Schüler so offen, voller Hingabe und Freude, so lebendig im gemeinsamen Rhythmus.
Auch einen Lehrer, der eine Zeit lang dabei war, erlebte ich lebendig wie die Schüler. Das freute mich ganz besonders.

Da waren auch andere Lehrer und die lösten Erinnerungen an meine Schulzeit und Kindheit aus.
Lehrer, die vor allem funktionieren, die keinen wirklich herzlichen Kontakt zu den Schülern haben und auch nicht zu sich selbst. Lehrer, die große Reden schwingen und dahinter ganz und gar nicht zu spüren sind. Die einfach so tun „als ob“.
So war auch der Dank des Direktors reine Pflichterfüllung, ich spürte, wie weit weg er war.

Und so fielen mir weitere, „hochoffizielle“ Situationen und Personen, Pfarrer, Politiker, Vorsitzende ein… die vor allem zu besonderen Anlässen große Reden schwangen und dabei keinerlei Verbindung zu dem hatten, was sie sagten und es auch nicht lebten.
Und sie hatten auch keinen Kontakt zum Publikum. Reden war nur Mittel für ihren Zweck.

Einmal sagte ein Direktor bei der Ansprache zum Schulanfang zu den Eltern, zu denen auch ich gehörte:
„Sie können sich darauf verlassen, dass wir ihre Kinder im katholischen Glauben erziehen!“. Was ihm selbst wohl entgangen war, war die Tatsache, dass er bei diesem Satz dreimal kräftig mit geballter Faust auf sein Rednerpult schlug und mit welchem Nachdruck er dabei sprach.
Ja, seine Worte sollten wohl etwas „Gutes“ vermitteln, seine Körpersprache machte mir aber eher Angst. Denn sie zeigte die Lüge hinter so mancher „frommer Rede“ von Kirche, Schule, Staat und anderen Institutionen und ihren „Vertretern“.
Was für ein Maskenspiel!

Nun ist Weihnachten. Und da geht’s mir nicht anders. Weihnachten, das Fest der Liebe.
Doch wie kann man nur so blind sein, völlig unkritisch alte Traditionen aufrecht zu erhalten, ohne dahinter zu sehen?
Nur um ein Stück kindlich – illusionäre Geborgenheit aufrechtzuerhalten.
Das hatte schon immer und hat immer wieder einen hohen Preis.
Wie viel Leid und Probleme zeigen sich nämlich in Wirklichkeit hinter der Maske der Liebe an Weihnachten.
Wenn man dahinter sieht.
Doch wer will das schon. Es könnte das letzte bisschen an Hoffnung und „Schönem“zerstören.

Wenn ich nicht dahinterschaue,KANN ich es nicht verändern. Also schaue ich nicht dahinter, wenn ich es nicht verändern WILL.Würde ich dahinter schauen,MUESSTEich es verändern.

Ich kann den gut verstehen, der das nicht will. Denn dahinter tut es ziemlich weh. Schon lange.
Doch so kann auch nichts anders werden.

So halten sich die meisten weiterhin nur an der Zeremonie, dem Christbaum mit seinem funkelnden Licht, dem Schenken, dem Essen und Trinken fest. Ist ja auch schön. Doch der Inhalt der Zeremonie ist oft alles andere als mit Liebe gefüllt…

Ich litt als Kind sehr unter diesem Maskenspiel der Erwachsenen, der „So-tun-als-ob“-Maske, der Maske der Gesellschaftslüge. Sie verletzte mich sehr, die Erwachsenen dahinter verletzten mich sehr.

So muss ich echt aufpassen, dass ich Menschen, die mir heute mit der gleichen Maske begegnen, nicht für meine alten Verletzungen verantwortlich mache und sie ablehne.

Ich bin froh, endlich gelernt zu haben, mehr oder weniger hinter die Masken schauen zu können. Und das macht mir Hoffnung.
Denn es ist immer noch so: ich möchte gerne die Menschen hinter den Masken kennen lernen. Denn dort sind die Menschen schön. Ihre Masken finde ich mehr oder weniger hässlich, im besten Falle noch lustig.

Und das kann ich jetzt oft viel besser, den Menschen hinter der Maske zu sehen. Weil ich (durch) seine Maske einfach durch-schaue.

So wie ich es als Kind intuitiv schon immer konnte, aber nicht das Bewusstsein dafür hatte. Ich spürte nur, dass sich bei vielen Erwachsenen etwas gar nicht gut anfühlte, ich fühlte mich bei ihnen nicht wohl.
So wünsche ich uns allen den Mut, uns unserer eigenen Masken bewusster zu werden und Schritte zu machen, sie abzulegen.

Maskenspiel

Ja, ich stelle mir eine Welt voller schöner Menschen vor. Manchmal kann ich sie sehen. Und selten sogar erleben. So wie immer wieder bei meinen Klienten.
Und gestern bei den Schülern.
Das war mein besonderes Weihnachtsgeschenk dieses Jahr.
Es kam zu mir, weil eine junge Frau initiativ und mutig war. Meine Tochter.
Danke, liebe Ronja! 🙂

Diese schöne Welt ist immer schon da.
Hinter den Masken.
Bei den jungen Menschen ist sie noch gut zu sehen.

Wie schön!
Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr!
Klaus