Ob alleine, als Paar, als Familie oder in Gemeinschaft, es zeigt sich mir das Bild bei jeder dieser „Lebensformen“ immer auf ähnliche Weise „zweigeteilt“:

 

da sind die „Großen“, wir „Erwachsenen“, die ich erst mal lieber „Ausgewachsene“ nenne.

Und die „Kleinen“, die Kinder. Äußere wie Innere.

 

Damit aus den „Kleinen“, den Kindern wirklich GROSSE, also wirklich ERWACHSENE werden können, braucht es weitaus mehr, als uns „Großen“ als „Kleine“ gegeben wurde.

So wurden wir zwar (biologisch) ausgewachsen, doch sind wir nur teilweise als Mensch erwachsen. „Mensch geworden“, nennt es Osho.

 

Es gibt viele Menschen, die wirklich gut, liebevoll und einfühlsam für andere da sein können und dies auch oft rührend tun. Mit sich selbst tun sie sich dabei jedoch oft schwer. Meist ist hier sogar genau das Gegenteil der Fall: für sich selbst sorgen sie oft ausgesprochen schlecht.

 

Es ist ein Phänomen, das man sehr oft beobachten kann, auch bei Paaren, in Familien, in Gemeinschaft.

Dies kommt daher, dass auftauchende Emotionen eines anderen einen eher nicht oder wenig selbst direkt betreffen und man sie so auch nicht „aushalten“ muss – man kann mitfühlend und voller Liebe, die man ja in sich trägt, mit ihnen und dem Menschen mitgehen.

Anders bei den eigenen Emotionen, die – weil in einem selbst tief verbunkert und verankert – beim „Hochsteigen“ oft heftige Reaktionen in einem selbst auslösen.

 

 

Das heißt, viele Menschen haben grundsätzlich viel Liebe und ein tiefes Einfühlungsvermögen für andere, oft jedoch nicht für sich selbst.

 

So kam – genährt aus jahrelanger Arbeit mit dem Inneren Kind, meiner Arbeit in der Natur und einer erst selbst erlebten Erfahrung – in mir das im Folgenden beschriebene Bild auf.

 

Die grundlegende Voraussetzung für diesen Ansatz ist dabei, dass beide Menschen bei einem Paar bzw. alle in einer Gemeinschaft, diese grundsätzliche Empathie und Liebe besitzen bzw. nicht „verbarrikadiert“, also Zugang dazu haben.

Was auch oft NICHT der Fall ist.

 

Es ist ja auch erst einmal nur ein Modell (wie das des Inneren Kindes), bei dem ich jetzt von der obigen, erfüllten Voraussetzung ausgehe.

Und ich gehe auch davon aus, dass es hierbei ausschließlich darum geht, dass „Große“ sich um „Kleine“ kümmern, für sie DA sind.

Wenn nun die einzelnen Menschen mit Empathie zwar andere liebevoll begleiten können, doch (noch) nicht so ganz sich selbst, drängt sich für mich das Folgende auf.

 

Noch eine „Vorgabe“:

einen „Großen“ liebevoll begleiten „braucht“ es nur dort, wo er entweder körperlich krank ist (was hier nicht interessieren soll) oder wo er auf einer kindlichen Ebene (wo sein Inneres Kind) weiter verletzt und bedürftig und der „Große“ insofern noch nicht erwachsen ist. Vorausgesetzt natürlich, er will das.

 

Ich betrachte jetzt der Einfachheit halber ein Paar …

… und sehe so (mindestens) 4 „Geschöpfe“:

 

Die 2 erst teilweise Erwachsenen und ihr jeweiliges Inneres Kind.

Beide „Ausgewachsenen“ können (relativ) gut für andere DA sein, teilweise noch nicht so wirklich ganz für sich selbst.

Was also liegt näher, als dass der eine sein Inneres Kind in die liebevollen Hände des anderen legt, um das dieser sich – als für ihn „fremdes“ Kind – durchaus gut und liebevoll eine Zeitlang kümmern kann.

Während der andere sein Inneres Kind in die liebevollen Hände des einen legt, bei dem er sein eigenes Inneres Kind (erstmal und auch nur zeitlich begrenzt) besser aufgehoben weiß, als bei sich selbst.

 

Natürlich nur dort wo und solange wie es eine Situation jeweils auf Seiten des Kindes erfordert und der Ausgewachsene es selbst noch nicht kann.

So sorgen die „Großen“ ganz bewusst für die „Kleinen“ (des jeweils anderen, wo noch nötig), ohne sich wie sonst üblich durch unbewusste Übertragungen und Projektionen zu verwickeln, den üblichen „Kampf um Liebe“ zu beginnen und sich so die „Beziehungs-Hölle auf Erden“ zu schaffen.

 

Das könnte es ermöglichen, dass beide Kinder auf sehr konstruktive Weise tatsächlich bekommen, was sie für Heilung und Wachstum noch brauchen und worum die „Großen“ sich sonst üblicherweise bald „wie Kinder“ zu streiten beginnen.

 

Jedoch sind nur die Kinder REAL bedürftig, nicht so die Erwachsenen. Diese besitzen zwar (relativ wenige) BEDÜRFNISSE, die jedoch völlig anders geartet sind, als die Bedürftigkeiten von Kindern! Beides ist nicht zu vergleichen und verwechseln!

 

So bekommt jeder durch das ERLEBEN des liebevollen Umgangs des anderen mit dem ihm „anvertrauten“, eigenen Inneren Kind langsam ein Gefühl und die Kraft dafür, selbst liebevoll für sich da sein zu können … bis jeder ganz für sich selbst alleine liebevoll DA ist.

 

 

Freilich braucht es dazu Bereitschaft und Übung. Doch wo tut´s das nicht, wo man wirklich lernen will.

 

Ein Experiment ist´s sicher wert …