Das, was „ich“ meine/denke zu „sein“, kann nie SEIN, was „ich“ wirklich BIN, denn das „Ich“ aus meinem Denken kann dem SELBST meines SEINS nie nahe kommen.

Dieser „schwierige“ Satz kam mir heut früh in den Sinn und ich versuchte, dem noch näher zu kommen:

Das „Ich“ ist ein Kunstprodukt unserer Fähigkeit als Mensch, mit unserem überaus leistungsfähigen Gehirn abstrahieren, Geschichten erfinden und zu unserem SELBST noch ein „Ich“ dazu konstruieren zu können. Das erdachte „Ich“ ist noch nicht einmal ein Schatten des SELBST, denn der Schatten hat zumindest so viel Ähnlichkeit mit dem „Schattenwerfer“, ist dessen Abbild, dass man diesen daraus noch mehr oder weniger erkennen kann.

Diese Fähigkeit des Abstrahierens und Geschichtenerfindens hat uns so überaus erfolgreich als Spezies die ganze Welt erobern lassen. Und sie hat uns zugleich völlig in die Irre geführt. Denn wir glauben all die Geschichten, die wir selbst erfunden haben.

Auch die Geschichte des „ICHS“.

Geschichten, die uns zwar ein immer komfortableres Leben ermöglicht haben, einigen von uns, uns aber zugleich immer weiter weg vom SEIN gebracht haben.

Um ein „ICH“ auch nur annähernd „begreifen“ zu können, muss ich die vollständige Geschichte seines WERDENS kennen. Daher kann Therapie nur sehr beschränkt über das „Ich“, über „verstehen“ hilfreich sein. Wie sollte ich die unendlich vielen Geschichten nur eines einzigen Lebens erfassen können?! Therapie kann v.a. über das SEIN hilfreich sein, über den unmittelbaren Kontakt im Hier und Jetzt.

Das SEIN IST schon immer so, wie es eben IST, hat und braucht keine „Geschichte des Werdens“. Es ist unmittelbar und „international“, universal. Nach „Art des Universums“.

Das SELBST existiert jenseits all der Gedanken, Geschichten und Mythen, zu denen nur wir Menschen in der Lage sind, sie zu konstruieren. Auch aus der Not des Mangels und der Verletzungen aus Kindertagen erschaffen, konstruieren wir schon ganz früh Geschichten, um das Elend erträglich zu machen.

Diese Mythen und Geschichten sind Spiegel und Maß für die Entfernung von unserer wahren Natur als Menschen und als Teil der Schöpfung.

So „missbrauchen“ wir im Grunde unsere – alle anderen Spezies weit übersteigende – Fähigkeit, denken, insbesondere abstrahieren, Geschichten erfinden zu können. Und entwickeln so Ängste, die es natürlicherweise nie gab und vermeiden in logischer Folge, LEBEN zu ERFAHREN, zu LEBEN. Wir „leben“ fast nur noch das abstrahierte Konstrukt dessen, was die Mythen von dem, was LEBEN als Mensch ursprünglich bedeutet, übrig ließen …

… und verstecken uns ansonsten in den Trutzburgen unseres „Ichs“. Das nicht zu verlieren wir inzwischen als annähernd einzigen Sinn unseres „da seins“ definieren. Wir klammern uns regelrecht daran wie ein Ertrinkender an den Strohhalm.

So werfen wir das wirkliche Leben weg … statt dass wir uns das Leben nehmen … in der unmittelbaren Bedeutung … und nicht in der, die wir daraus machten … die nur die Angst vor dem Tod des „Ichs“ spiegelt:  bevor „ich“ mein „Ich“ verliere, beende ich lieber das, was mir die Angst vor dem Tod des „Ichs“ „beschert“:  mein organisches Leben und mit ihm eine Funktion meines Gehirns, das „DENKEN“ … das irgendwann im unvereinbaren Widerspruch zum SEIN zum Kollaps führt.

Wirklich zu leben bedeutet für das Kunstprodukt unseres Gehirns, für das „Ich“ den „Tod“. Doch haben weder das „Ich“, noch sein „Tod“ eine eigene Existenz. Wie der Schatten, der nur Folge von Licht und Materie, ein Abbild, eine (noch relativ erkennbare) Abstraktion – von „etwas“ ist.

Würde der Schatten sterben, hätte es keinerlei Folge für das, was den Schatten verursacht, weder für das Licht, noch für die Materie. Nur für das, was vorher im Schatten lag. Es würde „belichtet“.

Das Licht steht in dem Vergleich für die LIEBE, die Materie für unsere EXISTENZ auf Erden. Nur da „werfen wir Schatten“.

Wir sind so auf den Schatten fokussiert, dass wir die LIEBE, das eingebettet sein in das GROSSE GANZE und die EXISTENZ, unser „einfach nur DA SEIN“ oft völlig übersehen, vergessen, verlieren … als Folge unserer eigenen Mythen.

Der Mensch kann das SEIN mit dem Denken, auch mit dem unglaublich vielseitigen des menschlichen Gehirns, niemals „erfassen“, er kann es nur ERFAHREN, ERLEBEN. Noch mehr: unsere Art zu Denken steht dem ERFAHREN oft völlig entgegen.

Daran ändert auch mein Versuch, etwas in diesem Artikel in (gedachten) Worten auszudrücken, nichts.