Diese Frage seiner Freundin brachte ein Mann in der letzten Männergruppe mit und sie wirbelte viel Staub auf.
„Soviel jeder braucht“, war die am stärksten favorisierte Antwort.
Die Frage arbeitete in mir weiter.
Mit „Beziehung“ war hier die „Beziehung“ zwischen Mann und Frau gemeint. Doch letztlich gilt das für alle Formen von „Beziehung“.
Für mich ist die Frage sowohl irreführend, als auch in sich widersprüchlich, bzw. sie spiegelt aus meiner Sicht einen inneren Widerspruch des Fragestellers.
Ich würde das Thema „Beziehung und Freiheit“ so hinterfragen: „Inwieweit beziehen sich ein Mann und eine Frau, die sich „zusammengetan haben“, wirklich auf den anderen, auf-ein-ander?“
Antwort: „Nur soweit sie überhaupt die innere Freiheit dazu haben und es aus dieser heraus wirklich gerne wollen.“
Mit „innere Freiheit“ meine ich dabei die Freiheit von alten Mustern und Programmen. Die Freiheit von der Gewohnheit, die „Beziehungs-Vergangenheit“ als Kind mit den Eltern auf die „Beziehungs-Gegenwart“ als Erwachsener mit dem Partner zu übertragen.
Oder anders ausgedrückt, was in einem „Zusammenschluss von Mann und Frau“ NICHT aus innerer FREIHEIT heraus geschieht, IST KEINE wirkliche Beziehung! Es ist nur eine Wiederholung alten Beziehungsgeschehens, alter Beziehungs-MUSTER. Denn Mann und Frau beziehen sich aus einem Muster heraus gar nicht wirklich aufeinander, auf den ganz realen Menschen im Hier und Jetzt, sondern auf Personen aus der Vergangenheit, insbesondere auf die Mutter (der Mann) oder auf den Vater (die Frau).
Dieses „Übertragungsgeschehen“ ist mehr oder weniger umfangreicher Alltag jeder „Beziehung“.
Dies ist jedoch jenseits jeder Freiheit und jenseits jeder wirklichen Beziehung.
Hinter all diesen Übertragungen steckt letztlich der unbewusste Versuch, die Verletzungen aus der Kindheit zu heilen, indem man das Geschehen wieder und wieder re-inszeniert, um es endlich zu meistern. Doch wird keine Heilung geschehen, kommt nicht der bewusste Erwachsene dem hilflosen inneren Kind zu Hilfe.
In einer „realen Beziehung“ bedeuten obige Annahmen für mich, dass es immer eine Lernbeziehung sein muss, will man nicht irgendwann an die Grenzen des „Beziehungs-Erträglichen“ stoßen … man kann als erwachsene Frau nicht „beliebig weitreichend“ mit einem Jungen eine Frau-Mann-Beziehung leben … und als erwachsener Mann nicht „beliebig weitreichend“ mit einem Mädchen eine Mann-Frau-Beziehung …
Der gegenseitige seelische Missbrauch springt einen förmlich an, stellt man sich die jeweiligen Kindanteile als Kinder aus Fleisch und Blut vor.
Innerhalb dieses Lernprozesses verträgt eine „Beziehung“ nur das an „Freiheit“, was die beiden an Ablösungsprozessen von Mutter undVater bereits durchlaufen sind. Jede „Freiheit“ darüber hinaus gefährdet den unbewusst geschlossenen „Beziehungskontrakt“ des Paares.
Eine junge „Beziehung“ verträgt also meist noch sehr wenig, ich nenn´s mal „äußere Freiheit“, sie braucht noch sehr ausgiebig das „Wir zwei gegen den Rest der Welt“. Die alten, kindlichen Ängste, die hier bei zu viel „Freiheit“ hochkochen, sind noch zu viel für junge Menschen.
Doch im Laufe der Zeit engt dieser „Anti-Angst-Beziehungs-Kontrakt“ die Bewegungsfreiheit so ein, dass sich eine Krise anbahnt. Diese ist der Impuls für den nächsten Ablöseschritt – von Mama und Papa. Das bedeutet in keinem Fall prinzipiell eine „Ablösung“ = Trennung vom Partner!
Nur da, wo die Ablösung von den Eltern vollzogen ist, bin ich in der Lage, wirklich Beziehung zu leben. Nur da sehe ich als Mann in meiner Partnerin nicht mehr ständig die eigene Mutter. Analoges gilt für die Frau.
Wenn beide Partner vollständig abgelöst sind, sagt das wiederum nichts darüber aus, was das Paar dann real miteinander lebt, wie sich die Beziehung der zwei nach außen zeigt, wie also eine „wahre Beziehung zwischen Mann und Frau“ aussieht.
Jede Beziehung ist so einmalig, wie die Menschen, die miteinander in Beziehung gehen. Es gibt keine „allgemein gültige“, äußere Erscheinungsform einer – ich nenn´s mal natürlichen Beziehung.
Beziehung wächst nur aus innerer Freiheit. Sie ist das natürliche Ergebnis in der Begegnung von Menschen, die völlig im Hier und Jetzt leben. Es ist nichts Gemachtes oder Gewünschtes/Gewolltes und schon gar nichts Erzwungenes.
(Kleine) Kinder haben diese Fähigkeit zu natürlicher Beziehung noch und sind hierfür die besten Lehrmeister.
Sie beziehen sich im Kontakt mit Dir ganz und gar auf
DICH!
Hallo Klaus!
Wieso kommen mir diese Gedanken zum Thema Beziehung gerade jetzt unter…. 🙂
Jaaaa ich kann verstehen was du da sagst, sehr gut sogar…..
aber es macht mich auch sehr ratlos und mutlos…. und ich frage mich, ob ich jemals dorthin kommen werde, eine Beziehung zu haben ohne diese alten Muster…. es scheint mir völlig unerreichbar…. und ich übe einstweilen vielleicht das Annehmen dieser alten Muster und Spiele…
Viele Grüße
Tanja
…….vielleicht gibt es nur die Beziehung zu sich selbst und innerhalb dieses Kontextes braucht/kann man keine Beziehung zu anderen „haben“ weder mit noch ohne Freiheit – es bleibt nur ein reales sich beziehen auf den/die andere(n) mit all dem was gerade IST. Dabei ist vermutlich auch keinerlei Deal notwendig, nicht einmal der Deal eines Zusammenschlusses…..
Hi Karo,
das sehe ich auch so … das wäre dann das Ultimative … wenn die Beziehung zu mir selbst „vollkommen stimmig“ ist … dann ist jede Begegnung mit anderen einfach, was es IST, man braucht nix dazu und nix weg tun …
…….ja, das gilt glaub‘ ich fürs das ganze Leben – nicht nur für Beziehungen…….
…….ja, das gilt, glaub‘ ich, für’s ganze Leben – nicht nur für Beziehungen…….
und wenn man davon ausgeht, dass Leben letztlich Beziehung (auch die Zellen in einem Körper sind in Beziehung zueinander) ist, dann heißt das einfach, man ist wieder drin … im kosmischen Gefüge 🙂
das erlebe ich v.a., wenn ich in freier Natur (Tiere) beobachte … sitze ich dann in einem Cafe und beobachte Menschen, ist´s genau umgekehrt … voll out 🙂
……dann geht’s wohl darum, das kosmische Gefüge mit in die „Cafés“ zu nehmen und in jedem Moment Raum für Begegnung auf dieser Ebene zu schaffen…..
… ein schönes Bild, dank Dir dafür 🙂 Die Gelegenheit, das zu üben, nehm ich mir reichlich 🙂
🙂