Ein Sprichwort sagt: „So wie man in den Wald schreit, so schreit es zurück!“
Anders gesehen: „So wie ich ins Leben schaue, so schaut es zurück!“

Schaue ich auf die liebevollen Seiten von Menschen, sehe ich mich von lauter liebevollen Menschen angeschaut. Sehe ich lieber mit Gram und Ablehnung die unangenehmen Seiten der Menschen, sehe ich mich von lauter unangenehmen Gesellen umgeben. Die Welt ist ein Spiegel meiner inneren Gedanken und Vorstellungen. Sie zeigt mir, was in mir ist. Meine innere Haltung der Welt gegenüber.
Pippi Langstrumpf wußte das schon lange: „2 mal 3 macht 9..widewidewid und 3 macht 10..ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt!“
Sie pfeift auf das, was ihr manche Leute darüber zu vermitteln versuchen, wie sie die Welt zu sehen hat. Sie „macht“, das heißt sie tut was! Aktiv, von sich aus, weil sie will. Und sie macht, was ihr gefällt. Woran sie Gefallen findet. So, dass sie in einer schönen, lebendigen, lustigen und bunten Welt lebt. So wird sie auch von einer schönen, lebendigen, lustigen und bunten Welt empfangen. Sie gibt ihre Aufmerksamkeit auf das, was ihr gefällt.
Das heißt nicht, dass das, was ihr nicht gefällt, nicht existiert, doch sie gibt dem einfach keine Aufmerksamkeit, keine Energie.
Das heißt auch nicht, dass sie sich in eine irreale Welt flüchtet wie ein Drogenabhängiger. Sie fördert lediglich die realen und wirklich vorhandenen Möglichkeiten, das Leben zu sehen, so wie es IHR gefällt.
Die Gehirnforschung weiß: „Das, womit man das Hirn füttert, gibt es wieder!“ Eigentlich total banal und logisch! Und doch so tiefreichend und wenig beachtet.
Wenn mir also etwas nicht gefällt, tue ich gut daran zu suchen, WAS mir gefällt und das erstere einfach zu lassen, nicht ständig meine Hirn damit zu füttern. Und mich mit dem, was mir gefällt zu „umgeben“.
Pippi ändert also nicht die Welt im Außen, sondern ihren Blickwinkel darauf. Damit sie DEN Aspekt des Lebens besser „im Auge behalten“ kann und somit fördert, der IHR gefällt.

Wie unglaublich einfach!
Prinzipiell. Das kleine Kind macht sich die Welt nämlich noch nicht so, wie sie ihm gefällt, sondern wie die wichtigsten Bezugspersonen sie sehen und bewerten. Es sieht und erlebt die Welt sozusagen aus den Augen und den Gefühlen der Bezugspersonen. Wenn diese also bevorzugt auf die Aspekte schauen, die ihnen nicht gefallen, wird das Kind dies mehr oder weniger so übernehmen. Den zeitungslesenden Vater, der ständig über die Politiker, Gott und die schlechte Welt schimpft und die Mutter, die ständig über den abwesenden Vater nörgelt.

So muss man überhaupt erst einmal begreifen, dass es da auch noch was anderes gibt/geben darf, als die stark verinnerlichte Erlebensweisen der Eltern und anderer Erwachsener, die einem gar nicht gefallen haben. Man braucht dazu immer wieder mal Menschen, die eben auch DIE Aspekte vorleben, die einem gefallen. Dann kann dieses „Reframing“, wie diese Blickwinkelveränderung im therapeutischen Rahmen bezeichnet wird, eine unglaubliche Wirkung entfalten.

Wie tief dies gehen kann, konnte ich gestern auf dem Unternehmerinnentag in Freyung spüren.
Eingefärbt durch meine Beziehungen als Junge zu meiner Mutter und meinen 5 Schwestern sah ich mich zunächst nur „umgeben von lauter Frauen“, die für mich in dieser „Masse“ nicht wirklich einzuschätzende, vielleicht bedrohliche, zumindest für mich als Mann noch immer sehr „fremdartige Wesen“ darstellten. Durch die vielen herzlichen Einzelkontakte und offenen Gespräche änderte sich mein Blickwinkel langsam und ich konnte plötzlich den Aspekt von Frauen spüren, den ich an Frauen sehr achte und schätze: die Fähigkeit und „soziale Kompetenz“, eine Atmosphäre von Getragensein, Geborgenheit, Annahme, Wohlwollen, Unterstützung…schaffen zu können.
Und schon schaute mich die Welt aus den Augen der Frauen an, wie es mir als Junge bei meiner Mutter gut getan hätte. Gerade in einer für meinen Kindanteil so beängstigenden Situation wie einem öffentlichen Vortrag, den ich auf dieser Veranstaltung gehalten hatte, tat mir diese weiblich-herzliche Atmosphäre einfach gut.

Meinen herzlichen Dank an all die Frauen, die mein Inneres Kind dadurch ein Stück reifen ließen.
Und auch an die Männer in meinem Leben, die mir auf ihre männliche Art und Weise ein Stück mehr ermöglichten, die Welt mit Augen zu sehen,

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„…widewide wie sie mir gefällt!“