Männerwerkstatt

„mann? OH! MANN!“

Forum wider die innere Vereinsamung und für die Stärkung und Entwicklung von Männern

1. Die Gemeinschaft braucht reife und liebende Männer
Bereits in anderen Artikeln schrieb ich über meine leid- und lustvollen Erfahrungen als Mann. Im Mai dieses Jahres schloss ich meine Ausbildung zum „Initiatorischen Friedensarbeiter für Männer“ nach Gregory Campbell – seit vielen Jahren initiatorischer „Männerarbeiter“ aus Amerika und inzwischen Zenmönch“ – ab.

Mit neuen Impulsen aus dieser Ausbildung und meinem Erfahrungsschatz als Mann bin ich nun nach einer schöpferischen Pause bezüglich Männerarbeit dabei, anderen Männern ein Forum für ihre eigene Entwicklung als Mann anzubieten.

Ich teile folgendes Gefühl inzwischen mit mehreren Männern:
es ist an der Zeit und dringender denn je, dass wir Männer wieder unseren naturgegebenen Platz in der Gemeinschaft einnehmen! Ohne reife und liebende Männer, jenseits ihrer aus kindlichen Verletzungen geborenen Egogefühlen und Egoverhaltensweisen, kann eine Gemeinschaft auf Dauer nicht bestehen.

2. Die Herausforderung: im „Ur-Wald des Mannseins“
Meine eigene Erfahrung:
Es ist eine immense Herausforderung, sich auf den Weg zu einem reifen und liebenden Mann zu machen. Sich in den „Ur-Wald“, den „Ur-Zustand des Mannseins“, zu begeben.
Es gehört wohl dazu, sich immer und immer wieder in diesem unendlichen „Ur-Wald“ an Gefühlen, Verletzungen, Ängsten, Unsicherheiten, Schwächen, Mustern, Abwertungen, Abwehr, Konkurrenzgedanken, Glaubenssätzen, Vorstellungen, Gewohnheiten, Überheblichkeiten, Wünschen, Bedürftigkeiten, kindlichen Verhaltensweisen, Trieben…zu verlaufen, nicht weiterzuwissen, scheinbar festzusitzen, sich (in seiner gesamten Existenz) bedroht zu fühlen oder sich nur im Kreise zu bewegen, völlig hilflos den „Umständen“ ausgesetzt sich zu erleben, schier zu verzweifeln…
Oft bleibt einem nix mehr anderes übrig, als einfach weiterzulaufen, obwohl völlig orientierungslos. Oder einfach in der Resignation zu verweilen. Bis der nächste Impuls folgt.

Mann o Mann, was für ein Wahnsinn!

Einmal in den „Ur-Wald“ gelangt, verändert das ein Männerleben erheblich und unwiderruflich. In einer Krise möchte „Mann“ ja, dass sich was verändert. Möglichst schnell – damit das innere Chaos aufhört! Die Angst vor der Veränderung ist jedoch meist genauso groß! „Mann“ will eigentlich, dass das Alte wieder kommt. Doch das ist ein für allemal vorbei. Es ist endgütig an der Zeit, die Kindheit sterben zu lassen und erwachsen zu werden. Irgendwann gewöhnt „Mann“ sich daran und will tatsächlich nicht mehr zurück…

„Umwege erhöhen die Ortskenntnisse“. Dieser Satz beschreibt wohl am besten den Sinn dieses oft jahrelangen, sinnlos erscheinenden Prozesses des „blinden Umherirrens“.
Ich muss den „Ur-Wald“ erst kennen lernen, um mich in ihm zurechtzufinden. Oft alleine, oft mit anderen Männern. Ich werd ihn nie ganz kennen. Mein Wissen über ihn wird immer relativ sein. Er ist einfach endlos und verändert sich ständig.
Doch irgendwann kannte ich mich in ihm gut genug aus, um einen Umgang mit und ein Leben in ihm gefunden zu haben. Dachte ich zumindest. Dann doch wieder nicht.

„Es“ ist unberechenbar. Entzieht sich meiner ach so gewohnten, kopfgesteuerten Logik und Berechnung.
Und doch: dieser „Ur-Wald“, der mir zuvor fremd, entsetzlich beängstigend und bedrohlich erschien, ist mir jetzt schon eher vertraut und Heimat. Ich kann seine Früchte, seinen Schutz, das Erleben von Geborgenheit und Gemeinschaft in ihm, sein ausgleichendes und nährendes Klima, seine Leichtigkeit auf großen sonnenbeschienenen Lichtungen, seine Fülle, seine Vielfalt, seine Verspieltheit, seine pure Lebendigkeit, Lust und Intensität…langsam genießen. Mehr und mehr.

3. Die zweite Geburt für Männer: Ablösung von der Mutter
Um ein reifer, liebender Mann zu werden, braucht es ganz männereigene Entwicklungsprozesse. Denn wir Männer haben uns mit einem ganz speziellen Thema herumzuschlagen:
erleben wir uns mit der fast ausschließlichen Versorgung als kleiner Junge durch unsere Mutter (bestenfalls Mutterbrust, körperliche und emotionale Zuwendung) meist noch in einigermaßen natürlichen Verhältnissen, wird es mit steigendem Alter immer schwieriger: die (emotionale) Versorgung und liebevolle Führung durch den Vater fehlt! Ohne den Vater oder andere erfahrene Männer ist die Ablösung von der Mutter nicht möglich.
Stämme längst vergangener Zeiten wussten:

Ein mann wird nur durch MÄNNER zum MANN!

Bleiben Mädchen ihrer Natur nach beim selben Geschlecht, von dem sie geboren und (emotional) genährt wurden, also bei den Frauen, müssen wir Männer von Natur aus einen Wechsel zu den Männern, eine „Zweite Geburt“ vollziehen.

Eine wirklich vollständig durchlebte Ablösung von der Mutter unterscheidet den MANN vom mann, vom „Großen Jungen“.

Um als Mann überhaupt das (natürliche) Bedürfnis zur Ablösung wahrnehmen zu können, braucht es erst einmal eine eigene „Idee“ davon! Dann die Bereitschaft, etwas verändern zu wollen.

4. Nicht abgelöste Männer: frauenorientiert und männermeidend
Die nicht vollzogene Ablösung von unserer Mutter und die (emotional) weitgehende Abwesenheit unseres Vaters und anderer Männer lässt uns bzgl. Gefühlen stark frauenorientiert und anderen Männern gegenüber eher vorsichtig und taktierend werden.
Wir teilen Emotionalität – wenn überhaupt – weitgehend nur mit Frauen, haben kaum emotionale Erfahrungen im Kontakt mit Männern und somit kaum Vertrauen zu ihnen. Wir begegnen Männern eher als Konkurrenten, statt als Verbündeten unseres eigenen Geschlechts.
Wir können somit von selbst meist nicht nachvollziehen, warum wir überhaupt von Männern (emotionale) Unterstützung brauchen sollten. Und so suchen wir sie erst gar nicht!

Der „Einsame Wolf“ geht weiter alleine seiner Wege!

Erschwerend kommt hinzu:
Durch unsere enge Beziehungsgestaltung zur Partnerin/zu Frauen und die starke zeitliche und energetische Vereinnahmung durch unsere Arbeit, bleibt uns – zumindest innerlich – gar kein Raum mehr für uns selbst. Das „passiert mit unabsichtlicher Absicht“: wir suchen (zunächst) gar keine Veränderung.

5. Ablösungskrise
Doch „die innere Natur des Mannes“ ist sehr oft stärker:
Aus dem natürlichen Ablösebestreben des Mannes von der Mutter resultiert unbewusst ein innerer Rückzug von der Partnerin/von Frauen. Der Wunsch nach sexueller Begegnung mit Frauen geht mehr und mehr ohne innere Nähe zur Frau einher und dient eher der sexuellen Befriedigung. Das fehlende Vertrauen zu Männern und fehlende Freundschaften lassen schließlich viele Männer auch innerhalb einer Partnerschaft mehr und mehr vereinsamen. Das lässt sich auch nicht durch eine „Neue“ oder die eine oder andere Liebhaberin vermeiden.
Letztlich führt dieser Prozess zu ernsthaften Krisen und darin zeigt sich dann die ganze Einsamkeit von uns Männern und unsere Hilflosigkeit im Umgang mit Gefühlen und mit unserer Rolle als Mann besonders deutlich. Das alte Männerweltbild zerbricht in tausend Teile. Und kein neues ist in Sicht!

Viele Männer machen besonders nach der ersten großen Trennungskrise zunächst einen auf „Hänschen klein, ging allein…“, um zuletzt wieder zur „weinenden Mutter“ heimzukehren. Das Spiel beginnt von vorne…

Dies gilt es erst einmal zu erkennen. Nicht ganz leicht. Und dann die Spielregeln zu verändern. Echte „Knochenarbeit“.
Das was Männer aber auch ganz gut leisten können!

6. Was ist männlich? Männliche Archetypen
Muss ich denn als Mann alles alleine probieren oder kann ich aus der Erfahrung anderer Männer schöpfen?
Wie machten es denn die Männer vergangener Jahrtausende? Als Ritter, Krieger, Könige, Helden, Tyrannen, Ehemänner, Väter, Liebhaber, Bauern, Handwerker…? Wie ging es ihnen dabei?
Wir tun gut daran, unseren Ururahnen „auf die Schliche zu kommen“. Auch diese waren einst reale Männer aus Fleisch und Blut und prägten unser „Mannsein“ mit.

Das bringt uns zu den männlichen „Archetypen“.
Das sind sozusagen „die essentiellen Extrakte“ aus sämtlichen Lebenserfahrungen und Verhaltensweisen aller Männer, die jemals auf dieser schönen und weniger schönen Erde ihr Leben als Männer gelebt oder auch eher vermieden haben.
Also das, was an der Art als Mann zu leben typisch war und ist. Das, was das Leben von Männern seit Jahrtausenden im Wesentlichen ausmacht(e).
Ob man diese Art zu leben/gelebt zu haben nun als gut oder schlecht bewertet.

Diese „essentiellen Männerlebensextrakte“ ordnet man den 4 männlichen Archetypen zu. Als da sind: der Krieger (Kämpfen, Siegen..), der Liebhaber (Frauen, Sexualität..), der König (führen, herrschen..), der Magier (Wissen, Weisheit, Erfahrung..). Jeder Mann hat unabhängig von seiner sozialen Stellung das Potenzial aller 4 Archetypen in sich. Mit individuellen Schwerpunkten. Und meist einem großen Maß an Ungleichgewicht.
Ihre Erfahrungen haben all diese Männer – auch unsere Väter und wir selbst – in einer Art „kollektivem Bewusstsein“, einem „geistig-seelischen Internet“, in der „Arche Noah“ auf irgendeine geheimnisvolle Art und Weise abgespeichert und überliefert.
Zugang zu diesem „kollektiven Bewusstsein“, zu diesem „Lebenserfahrungsschatz“ all unserer Väter und Vorväter hat „mann“ meist nur unbewusst, z.B. in Träumen, auch in Rauschzuständen oder bei Fieberkrankheiten.

Und noch ganz unmittelbar als kleine Jungs!

7. Eigen-Sinn und Führung
Auch so mancher „alte Mann“ weiß um diese Archetypen. Die Schwierigkeit dabei ist, dass junge Männer, die nicht mehr innerhalb eines (natürlichen) Führungsrahmens durch andere Männer aufwachsen (fehlende Väter oder andere verlässliche männliche Bezugspersonen!), erst mal so einiges selbst, alleine, erfahren müssen, um dann eine gewisse Empfänglichkeit für das alte Wissen zu bekommen.

So ist der Mann nun mal auch, zumindest in jungen Jahren:
er will es besser wissen, gibt sich mit Vorgegebenem nicht zufrieden. Im richtigen Maß und in einen intakten sozialen Rahmen eingebettet, führt das zu Weiterentwicklungen und Innovationen.
Eigensinn und Besserwisserei aufgrund fehlender sozialer Geborgenheit und Führung, lässt jedoch meist wenig gereifte, sich völlig überschätzende und überhebliche „Jungmänner“ zurück. Sie blieben einfach zu sehr sich selbst überlassen.
Und noch was macht Männer aus: sie wollen führen und/oder geführt werden. Doch da ist keine dem „Wesen Mensch“ gerecht werdende Führung mehr in den meisten Kulturen. Das macht sich der „größte Männerverein der Welt“ zu Nutze und gibt seine primär machtorientierten Schritte vor. Links..recht..links..rechts.. Ebenso die Wirtschaft (Haupt-„Führungsmittel“ ist die Werbung), die Politik.

Tja, Männer wirklich in natürlich-gemeinschaftlichem Sinne zu führen, auch sich selbst als Mann (sich somit auch führen zu lassen), will echt gelernt sein.
Dabei geht es aus der Natur des Menschen als soziales Wesen nie um Macht, sondern immer um die „bestmögliche Nutzung der Fähigkeiten der Stammesmitglieder“. Also immer um die Gemeinschaft. Der/die mit den besten Führungskompetenzen führt eben. Ohne jedoch anderen „seins“ („Ego“) aufzuzwingen.
Das soziale Miteinander entschied in Zeiten, in denen Menschen noch unmittelbar von der Natur abhingen (menschheitsgeschichtlich gar nicht lange her!), wohl sehr schnell zwischen Überleben und Untergang eines Stammes.

8. Männergruppe: Möglichkeiten zur Mannwerdung
„mann? OH! MANN!“ bietet Männern nun einen Rahmen, in dem langen Prozess der Mannwerdung erste und weitere Schritte zu machen.

Dabei geht es nicht um einen „Schnellkursus zur Mannwerdung“, sondern darum, überhaupt erst einmal ein Gefühl für uns als Männer zu bekommen, Vertrauen zu Männern zu gewinnen, unsere liebevoll-männliche Art und Weise zu entdecken, zu reifen…um als Männer mehr und mehr unseren naturgegebenen Platz in der Gemeinschaft mit Männern, Frauen und Kindern einnehmen zu können.

Wie weit und wie lange der einzelne seinen Weg in dieser Männergruppe gehen will, wird er selbst spüren und entscheiden.

Ich begrüße jeden Mann dazu herzlich und begleite ihn gerne mit den anderen Männern ein Stück des Weges durch seinen „Ur-Wald des Mannseins“…

Von |2008-03-12T22:21:26+02:0010.09.2007|Männerwerkstatt|0 Kommentare

Ihr Männer da draussen

Wie nur kann ich Euch erreichen,

EUCH MÄNNER DA DRAUSSEN

Es fühlt sich an wie damals, als ich versuchte, Papa zu erreichen…mit Fleiß, mit Ordentlichkeit, mit Gewissenhaftigkeit, mit Wut und Trotz, mit Flehen und Bettnässen, mit Kampfesgeist oder Taktik…vergeblich. Immer wieder scheiterte ich an einer Wand, die undurchdringlich blieb…bis auf ein paar letzte Tage seines irdischen Lebens…für die ich sehr dankbar bin.

Wieder ist mein Kampfesgeist erwacht, Euch zu erreichen,

EUCH MÄNNER DA DRAUSSEN

die ihr Euch so beharrlich versteckt und weigert, zu SEIN, Männer…ich könnte Euch treten vor hilfloser Wut, wie damals als hilfloser Junge Papa gegenüber. Ich kann ihn wieder spüren. Ich schwanke wie damals, zwischen Bitten, Wut, Angriffslust, Verachtung und Arroganz, Hilflosigkeit, Verzweiflung und Resignation, Rückzug…
..all diese Gefühle, die ich auch mit Papa schon hatte. Jede Tat aus diesen Gefühlen heraus blieb erfolglos, unbeantwortet…wofür sollten also solche Gefühle schon taugen?! Ich sperrte sie einfach weg, schwieg sie tot, wie ich totgeschwiegen wurde und unbeantwortet blieb, von Papa…

Und so erlebe ich wieder dieses Totgeschwiegen werden, dieses Unbeantwortet bleiben, wenn ich nach Euch rufe, nach

EUCH MÄNNERN DA DRAUSSEN

weil ich Euch was sagen will: wir werden gebraucht, von uns selbst, von unseren Inneren Jungen, von unseren leiblichen Kindern, von anderen Männern und ihren Verletzungen…mein Kleiner Junge schwankt zwischen Bitten und wütend Euch an empfindlichen Stellen zu reizen, um Euch zu erschüttern und damit Euere Versteinerung und Masken zu zerbröseln…als erwachsener Mann hoffe ich Euch zu erreichen

EUCH MÄNNER DA DRAUSSEN

Wie lange wollt ihr noch unbeantwortet die Rufe des Lebens verhallen lassen? Euere eigenen Rufe, die Rufe Euerer Inneren Jungen, und die Euerer leiblichen Kinder, meine Rufe, die Rufe meines Inneren Kindes, und die so vieler anderer Männer…?!

Ihr seid erwachsene Männer – und versteckt Euch noch immer hinter der Identifikation mit Eueren verletzten Inneren Jungs – doch ihr seid nicht Euere Inneren Jungen, ihr seid erwachsene Männer, die eine Aufgabe haben in diesem Leben – zuerst sich um Euere verlassenen Jungs zu kümmern…dazu brauchen wir uns, uns Männer, unsere männlichen Ahnen, die Anbindung an unsere männlichen Wurzeln…dann können wir auch unsere leiblichen Kinder endlich in Liebe annehmen…und zu unseren Frauen gehen, ohne uns in ihnen zu verlieren, denn wir gehören zu den Männern, für immer und ewig, seit wir als Jugendliche das Frauenlager zu verlassen hatten…doch wir weigern uns beständig…nur andere Männer können uns dabei helfen und uns den heiligen Schmerz der Trennung zufügen..das ist die Aufgabe der Väter und Urväter…und vielleicht zugleich die schlimmste Verletzung und größte Liebestat, die Männer zufügen und begehen können…

langsam gesellen sich statt Resignation und Wut vermehrt Loslassen und Akzeptanz in meiner Suche nach

EUCH MÄNNERN DA DRAUSSEN

dazu…ich weiß, dass ich es nicht fordern darf, es steht mir nicht zu…doch ich darf weiter dafür kämpfen, für mich und meinen Inneren Jungen…und es kommt doch die eine oder andere Antwort von

EUCH MÄNNERN DA DRAUSSEN

…ich freue mich und hoffe…auch dass MICH ein Mann erschüttert und erreicht, wo ich blind geworden bin, denn ich bin ja selbst einer von

Wartender Mann  EUCH MÄNNERN DA DRAUSSEN

Von |2006-12-04T10:22:35+02:0004.12.2006|Männerwerkstatt|0 Kommentare

Akzeptanz statt Verachtung

Die Erlebnisse mit Männern die letzten Wochen haben sehr an mir gerüttelt. Und alte, längst vergessen geglaubte Gefühle von Verachtung heraufbefördert. Ich war erschrocken und entsetzt über mich selbst. Ich spürte, wie tief meine Verachtung Männern gegenüber ist. Hatte ich schon bei Frauen vor vielen Jahren tiefe Verachtung voller Schrecken in mir gespürt, dachte ich nun doch nicht, dass ich sie auch bei Männern hätte. Mit Hilfe eines Freundes wurde ich mir ein großes Stück klarer über Herkunft und Hintergrund dieser Männerverachtung.

Ich bin seit einiger Zeit intensiv auf der Suche nach Kontakt mit Männern. Ich meine jetzt nicht diesen Small Talk über Autos, Fußball, Politik…, sondern eine Begegnung zwischen Männern, die Gefühle zeigen, „auf dem Weg sind“, offen sind, es ernst meinen…Und ich erlebte aus meiner subjektiven Sicht die letzte Zeit fast nur Enttäuschungen: es ist kein Verlass auf „die Männer“, die wollen sich nicht entscheiden, die zeigen sich nicht, die lassen sich alle Eventualitäten offen und binden sich nicht, wollen sich nicht wirklich einlassen…
Die Erlebnisse reichten aus, um dieses Gefühl von Verachtung wieder „zum Leben zu erwecken“. „Männer sind Schlappschwänze, hängen an Mamas Rockzipfel, lassen einen ohne Skrupel sitzen, sind völlig unzuverlässig, sind emotionale Sparschweine…“! All diese Attribute, die ich schon mal über Männer gehört hatte, entwanden sich ganz plötzlich irgendwelcher versteckter Hirnwindungen in mir.
„Ja, und es stimmt, genauso ist es“, wollte ein Teil in mir Genugtuung für meine tiefen Enttäuschungen.

Auf einem Kongreß über die Liebe referierte ein bekannter Buchautor und Mann, der schon lange mit Männergruppen arbeitet, über das Thema „Wie Männer lieben“. Er erhielt „standing Ovations“ – von den Frauen! Die Männer – auch ich irgendwann – sind im Laufe des Vortrages immer ruhiger geworden. Der Referent war wirklich köstlich in seinem Witz. Doch er machte sich auf Kosten der Männer bei den Frauen beliebt, indem er ihnen bzgl. ihrer frustrierenden Erfahrungen mit Männern „aus dem Herzen sprach“ – mit allen Abwertungen, die manchen Frauen über Männern auf den Lippen liegen.Nach dem Vortrag standen um die Referentin, die über „Wie Frauen lieben“ gesprochen hatte, eine Menge Frauen. Und um den Referenten – auch lauter Frauen! Ich musste mich sehr bemühen, zu ihm zu gelangen. Ein Therapeut sagte ihm, vielleicht könnte er mittels einer Aufstellung aufhören, an der Seite seiner Mutter gegen die Männer zu kämpfen.

Ich wollte es aus meinen kürzlichen Männererlebnissen heraus nicht wahrhaben, doch ich fand mich genau in diesem Verhalten wieder: ich begann aus der inneren Solidarisierung mit den Frauen gegen die Männer zu kämpfen, sie abzuwerten, so wie ich als Sohn an der Seite meiner Mutter gegen meinen Vater kämpfte und auch ihre Verachtung ihm gegenüber übernahm. Es war vielleicht die einzige Chance, emotionale Zuwendung von ihr zu erhalten. Mein Vater war sowieso unerreichbar für mich.
Und es gab/gibt da aber auch einen Teil in mir, der unabhängig von meiner Mutter Verachtung meinem Vater gegenüber entwickelt hatte: weil er mich alleine gelassen hat, weil er der Frau das „emotionale Schlachtfeld“ kampflos überlassen hatte, ich mich auf ihn nicht verlassen konnte, er mich nicht wirklich mitnahm…wohin auch immer.

Ich habe schon seit längerer Zeit Frieden mit meinen Eltern gefunden. Und doch tauchen in entsprechenden Situationen immer wieder alte Gefühle in mir auf, die nur zu meinen Eltern gehören. Als Kind und Junge konnte ich naturlich nicht „akzeptieren“, dass meine Eltern mir nicht gaben, was ich „von Natur aus“ brauchte und erwartete. War ich doch völlig abhängig von ihnen.
Doch jetzt als erwachsener Mann bin ich äußerlich unabhängig und kann es: akzeptieren, dass mir der eine oder andere Mann einfach das nicht geben kann und auch nicht muss, was ich mir so sehr von meinem Vater wünschte: Nähe, Annahme, (Be-)Achtung, Offenheit, Ehrlichkeit, Liebe…
Und es ist ein Geschenk, wenn ich es ab und an doch erhalte. Meist, wenn ich es geschafft habe, mir es selbst zu geben.

Den Männern, denen ich in meiner inneren Not etwas abverlangen wollte und sie innerlich abwertete, sage ich: „Es tut mir leid.“ Denen, die mir das Geschenk von wirklicher Nähe gaben: „Danke“
Ich habe ein Stück gelernt, zu akzeptieren. Und die Männer wieder mehr zu achten. Weiß ich doch aus eigener Erfahrung sehr gut, dass jeder Mann seinen eigenen Weg und seine eigene Geschwindigkeit hat. Und wie verdammt schwer es ist, sich darin selbst auszuhalten. Und wie oft hab ich mich nach einem wohlwollenden, „alten weisen Mann“, diesem Archetypen des Großväterlichen,gesehnt, der mich – im Grund meinen kleinen Jungen – trotz aller „Mängel“ so akzeptiert und annimmt, wie ich bin.

Mich dort abholt,wo ich gerade bin!Und mich führt.Tom der Fährmann

Wenn ICH soweit bin.

Von |2006-11-28T22:04:54+02:0027.11.2006|Männerwerkstatt|0 Kommentare

Vergessene Männer

Wie nur sind wir Männer wirklich zu erreichen?

Welche Verletzung läßt uns nur so in uns selbst zurückziehen, weg vom Leben, weg von den Menschen, weg von den Männern, weg von uns selbst?

Wieso stärken und bestätigen wir Männer uns nicht gegenseitig in unserer Männlichkeit, um sie endlich nicht mehr bei Frauen – vergeblich – suchen zu müssen?

Tief im Innerenwünsche ich mich in eine Gemeinschaft von Männern, die trägt, die stützt, die ein gemeinsames Ziel hat, die wesentlich ist!

Was ist los mit uns Männern?

Wir haben UNS vergessen…unsere Wurzeln,

und uns verloren…und noch viel mehr.

Ich möchte mich gerne wiederfinden…bei Euch, Männer!  Uropa mit ?

Von |2006-11-21T10:47:04+02:0021.11.2006|Männerwerkstatt|0 Kommentare

Filmtipp

Wer früher stirbt..
„Wer früher stirbt ist länger tot“, so heißt der Film von Marcus Hausham Rosenmüller.
Der Film handelt von einem Jungen in Oberbayern, der auf seine eigene Art und Weise lernt, in einer rauhen und doch Heimat gebenden Männerwelt groß zu werden. Ein Film, bei dem man sich vor Lachen ausschütten kann und einem im nächsten Augenblick das Lachen im Halse stecken bleibt. Und umgekehrt.
Muß man gesehen haben!

Männer, Kritik und Entscheidungen

Auf welche Weise ist es wirklich förderlich, Kritik zu üben? Generell und speziell bei uns Männern?

Ich frage nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. Ich weiß um meine eigene Empfindlichkeit und die vieler anderer Männer gegenüber Kritik. Wurden wir doch schon als Jungen angehalten, ja nix verkehrt zu machen und wenn, es nicht zuzugeben. So bin ich beim Kritisieren meist vorsichtig, zurückhaltend und sehr um Verständnis bemüht. Und sehr ängstlich, manchmal abwehrend und um meinen Selbstwert ringend beim Kritisiertwerden.

Wichtige Aspekte bei diesem Thema sind die Schonhaltung und die Kritikfähigkeit.
Aus Angst vor unangenehmen(aggressiven) Reaktionen „schonen“ sowohl Männer als auch Frauen die Menschen, die empfindlich auf Kritik reagieren. Das heißt, sie sprechen nicht aus, was ihnen auf dem Herzen liegt. Hier fehlt beiderseits Kritikfähigkeit.
Kritikfähigkeit ist aber Voraussetzung für Veränderungen, Lösungen, Verbesserungen.

Wie kann also Kritik so (wohlwollend) gestaltet werden, dass sie auf fruchtbaren Boden fällt?

Vielleicht sollte man auch ein anderes Wort dafür (er-)finden? Viele fühlen sich schon alleine durch dieses Wort angegriffen. Vielleicht wäre das Wort „Aussprache“ geeigneter. Denn darum geht es eigentlich: auszusprechen, womit man mit einem oder mehreren Menschen in einer bestimmten Situtation Probleme hatte.

Ganz wesentlich sehe ich dabei, was die Innere Haltung desjenigen ist, der mich kritisiert. Will er mich nur beschuldigen und verurteilen oder sucht er ehrlich nach einer Lösung in unser beider „Beziehungsstörung“? Dahinter steckt wohl die kindliche Angst, ob „Mama“ oder „Papa“ mich auch noch lieben, wenn ich etwas „falsch“ gemacht habe. Vielen wird diese Angst nicht fremd sein.

Ich sehe es als ein sehr wichtiges, weil ganz alltägliches Thema, das am liebsten umgangen wird. Nicht nur in den Beziehungen, auch am Arbeitsplatz, unter Freunden, in Männergruppen. Schade!

Steinformation und Erdsitz
„Stein des Anstosses“ war ein geplanter Ausflug, der eigentlich per Boot auf der Moldau nach Krumau gehen sollte. Mit Zelten und Lagerfeuer.
Die Idee war geboren. Doch die Umsetzung war sehr schwierig und anstrengend. Das Ergebnis war ein schöner Wanderausflug an der Ilz.
Ilz an der Schrottenbaummühle Paul, Tom und Mane beim Wandern Tom im Boot Paul und Mane, Schrottenbaummühle
Nachträglich wurde klar, woran es gelegen hatte, dass die Geburt so schwer war: mehrere von uns Männern waren nicht wirklich ent-schieden für diese Paddeltour. Nach und nach stellte sich das raus, was von Anfang an da war. So veränderte sich langsam sowohl die Anzahl der Männer, wie auch der Inhalt unseres Ausfluges.

Als die Ursache für dieses Problem sehe ich es an, nicht zu wissen, was man wirklich will!
Und wer kennt diesen „Zustand“ nicht? Ich denke es liegt daran, dass wir schon als Kind verlernt haben, zu wollen weil wir „nicht wollen haben dürfen“! Das ist für mich der tiefere Zusammenhang zu so manchem unentschiedenem Verhalten. Und wenn man nicht wollen darf, darf man auch nicht nein sagen.
So trifft man zu schnell halbherzige „Entscheidungen“, weil man einerseits noch nicht wirklich weiss was man will, andererseits andere nicht „enttäuschen“ will! Gerade in Gruppen spielt dies oft durch die stark mitreissende Gruppendynamik eine wesentliche Rolle.
Hätten die „Unentschiedenen“ gleich gespürt, dass sie gar nicht wirklich mitwollten und einfach Nein gesagt, wäre die Geburt um ein Vielfaches einfacher und frustärmer gelaufen.
So braucht es meiner Meinung nach einerseits genügend Zeit für den Entscheidungsfindungsprozess, andererseits irgendwann eine definitive Ent-Scheidung, unabhängig davon, inwieweit ich mir wirklich klar darüber geworden bin, was ich will oder nicht.

Das ist es, was ich mir wünsche:
Meine eigene Ent-schiedenheit und ent-schiedene Männer und Frauen die JA und NEIN sagen dürfen! Und Ent-Scheidungen aus ganzem Herzem treffen. Und das ist erlernbar.

Ich hoffe nun, das sich keiner der betroffenen Männer angegriffen fühlt und wenn doch, mir ehrlich mitzuteilen, worin er einen Angriff erlebt. Ich bin am Lernen! 🙂 Danke!

Von |2006-09-09T18:17:33+02:0029.08.2006|Männerwerkstatt|2 Kommentare
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